Mit einem Freund war ich ein paar Tage in der Kommune Niederkaufungen.
Bei der Arbeit für unser Projekt www.la-flora-negra.de überlege ich durchaus, wie ich zukünftig leben und arbeiten möchte.
Ich kann mir durchaus vorstellen, nach 2017 etwas ganz Anderes zu machen. Möchte ich zurück in meine Tätigkeit als Lehrerin? Ich habe das sehr gerne gemacht, sehe aber durchaus Zweifel am aktuellen Schulsystem bei mir und möchte halt nicht junge Menschen für einen Arbeitsmarkt fertig machen oder aussortieren, weil sie irgendwie nicht passen ins System.
Ich könnte mir auch vorstellen, ganz anders zu leben. Zum Beispiel in einer Kommune. Im Studium habe ich auf einem kleinen Reiterhof gearbeitet über mehrere Jahre. Ich mag Arbeit in der Landwirtschaft ebenfalls. Verwaltung kann ich. Das habe ich mal gelernt, aber mehr Spaß habe ich zumindest immer mal an körperlicher Arbeit, bei der man ein Resultat sieht (und sei es der gepflasterte Boden vom neuen Stall z.B.)
Ich stelle mir also die Frage: Wäre so eine Kommune etwas für mich?
Gerade Niederkaufungen gibt es schon sehr lange (seit 1986). Die
Menschen dort haben viel Erfahrung gesammelt in Entscheidungsfindung, solidarischer Ökonomie (es gibt keine eigenen Konten mehr, alles Geld läuft in eine gemeinsame Kasse), in Arbeitsorganisation (es gibt dort diverse tw. kollektiv betriebene Arbeitsbereiche/Unternehmen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten).
Exkurs: Die verschiedenen Möglichkeiten der Entscheidungsfindung in Projekten, die wir uns angesehen haben, könnten auch für ein System wie die Piratenpartei interessant sein. Zumindest als Inspiration und als Möglichkeit, über den eigenen Horizont zu gucken auf Alternativen.
Zurück zu meinen Gedanken für ein Leben in einer Kommune:
Sehr gut hat mir in der Kommune Niederkaufungen der Umgang miteinander gefallen. Ist ein wenig wie in einer anderen Welt. Rücksichtsvoll. Auf Konsens ausgerichtet. Das hat mir sehr gut getan. Ich bin manchmal das ganze Gegeneinander in der Mehrheitsgesellschaft (und vor allem auch in der Politik/der Partei) sehr leid. Ich habe wenig ins Internet geschaut, viel draußen gesessen, mit Menschen geredet, beim Spülen geholfen, Tiere gestreichelt, die Auszeit genossen. Mir gefallen zudem die unterschiedlichen Möglichkeiten, dort zu arbeiten, sehr.
Die Kommune ist allerdings sehr groß (ca. 60 Menschen plus Kinder/Jugendliche, die nicht Teil des Plenums sind). Das hat sicherlich viele Vorteile. Man kann viel mehr Arbeitsbereiche anbieten. Reproduktionsarbeit kann auch auf mehr Menschen verteilt werden. Kinder/Jugendliche können Pat*innen aus der Gemeinschaft haben. Ich wüsste für mich aber nicht, ob die Größe und die Vielzahl der Menschen mich nicht überfordern könnte.
Ich habe ja noch ein wenig Zeit, zu überlegen, wohin ich mich bewerben möchte nach 2017. Auf jeden Fall möchte ich mir in meiner Freizeit noch mehr Projekte ganz unterschiedlicher Art ansehen. Die Arbeit daran (ok. Bis auf die echt anstrengende Transkription der Audiodateien der Interviews) empfinde ich als so sehr inspirierend. Es gibt mir Kraft, so wundervolle Menschen kennen lernen zu dürfen und ganz unterschiedliche Formen von Arbeit und Leben. Es sollte zudem hoffentlich später mit unseren Veröffentlichungen Menschen Mut machen, bestehende Projekte zu unterstützen und auch neue Projekte anzustoßen und Alternativen für ihr Leben auszuprobieren.