Archiv für den Monat: März 2019

Linke Räume/Veranstaltungen/Gruppen und Barrierefreiheitk

Ich muss gestehen: Als ich jünger und leistungsfähiger war, habe ich mir gar keine Gedanken gemacht zu so Themen wie Barrierefreiheit. Als Lehrerin war das dann schon immer mal Thema, aber in linken, politischen Gruppen kaum. Als nun aber selbst Betroffene fällt mir immer mehr auf, dass linke Räume und Veranstaltungen sehr wenig auf die Bedürfnisse behinderter Menschen ausgerichtet sind. Auch bei Demonstrationen sieht man, wenn es nicht explizit um Themen geht, die mit Behindertenrechten zu tun haben, eher wenig Menschen mit sichtbaren Behinderungen (zum Beispiel auch jetzt zum Frauenkampftag). Grundsätzlich sind linke Demos eher männlich geprägt und Menschen über 30 auch schon seltener.

Kann man das ändern? Will man das ändern? (Ich unterstelle einfach mal, dass Menschen nicht absichtlich ausschließend sind, sondern vermute, dass in den ganzen Kämpfen gegen Patriarchat, Kapitalismus und Rechtsruck etc. kaum noch Kapazitäten sind, Bedürfnisse von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen mitzudenken, zu berücksichtigen und deren Kämpfe auch solidarisch zu unterstützen. Was ich schade finde.)

Alle paar Monate suche ich dann nach Beispielen, wo sowas schon gut funktioniert. Insofern möchte ich mit diesem Text, den ich sukzessive ergänzen werde, Positivbeispiele sammeln und Hinweise von Menschen mit Behinderungen aufnehmen, was ihnen fehlt in linken Zusammenhängen bzw. wie man mehr Teilhabe verwirklichen könnte.

(Dieser Text erfüllt auch noch nicht alle Bedingungen zur Barrierefreiheit. Ich arbeite daran, dies zu verbessern.)

Beispiele:

Leichte Sprache auf der Webseite: Das AZ Conni in Dresden

https://www.azconni.de/leichte-sprache/

Vielen Dank an Jan in den Kommentaren für die folgende Ergänzung:

„Das AZ Conni hat seit der Sanierung einen Aufzug und die Kneipe, Rolliklo und alle Veranstaltungsräume sind mit dem Rollstuhl barrierearm erreichbar. Außerdem hat der Tresen eine Absenkung für Rollifahrer_innen. Auf der Homepage steht dazu u.a. etwas hier: https://www.azconni.de/statement-zum-toilettenumbau/
Zusätzlich gibt es am Tor eine Infobake für Menschen mit Sehbehinderungen“

Habt ihr weitere Beispiele für gelungene Versuche von Barrierefreiheit in linken Räumen? Gerne als Kommentar.

Welche linken Räume haben Hinweise zur Barrierefreiheit auf ihrer Seite?

    Beim AZ Mülheim zum Beispiel habe ich keine Suchfunktion gefunden. Es gibt aber einen Hinweis zur Barrierefreiheit, welchen man durch Scrollen auf der Hauptseite links findet. (Nicht direkt verlinkbar, daher als Screenshot.)

    Beim AJZ Bielefeld findet sich links unter Infos ein Satz zur Barrierefreiheit

Bei den meisten linken Räumen finde ich leider keine Hinweise zur Barrierefreiheit auf der Webseite.

Das muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass die Räume nicht barrierearm gestaltet sind.

Für Menschen, die einen Rollstuhl benutzen, gibt es bei vielen Räumen Hinweise in der Wheelmap. Es ist schwieriger herauszufinden, wie gut die Bedingungen/Gegebenheiten für Menschen mit Sehbehinderungen (Beleuchtung, mögliche Stolperfallen, Treppen, Schriftgröße, Kontraste etc.), Hörbehinderungen (Gebärdensprache, schriftliche Informationen) oder gar für Menschen mit psychischen oder anderen weniger sichtbaren Behinderungen sind (zum Beispiel dahingehend, wie vielen optischen, akustischen und anderen Reizen diese dort ausgesetzt sind).

  • Das Black Pigeon in Dortmund hat auf der Webseite keinen Hinweis auf Barrierefreiheit. An der Eingangstür ist eine kleine Schwelle. Die Toilette ist mit Rollstuhl befahrbar.
  • Das Trotz allem in Witten hat auf der Webseite einen Hinweis, dass der Eingang nicht barrierefrei ist. Sehr gut ist dabei der Link zur Wheelmap. Außerdem sind viele Begriffe mit Links zur Wikipedia versehen, um die Verständlichkeit zu verbessern.

Veranstaltungen:

  • Mad Pride

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mad_Pride

Was muss man mitdenken für Barrierefreiheit bei Treffpunkten:

Baulich:

Anzahl Türen

Höhe Schwellen

Breite der Türen

Klos nur mit Stufen erreichbar?

Falls ja – welche Höhe, welche Anzahl?

Bei Stufen: Handlauf vorhanden?

Im Aufgang/Eingang: Wie viele Stufen?

Wie hoch sind diese?

Aufzug vorhanden?

Falls ja – welche Breite?

Bei Aufzug auch IMMER bewusst prüfen: Stufenlos erreichbar?

Bei „Nebeneingängen“/“Tricks“: Welche Steigung muss bewältigt werden?

Gibt es Stufen?

Wie wirkt die Räumlichkeit auf sensible Menschen? (Ist ein reizarmer Zugang möglich? Rückzugsmöglichkeiten?)

Veröffentlichungen:

Design etc.:

Falls Texte ausgegeben werden:

Gibt es sie auch in Großdruck? Kontrastreich? In leichter Sprache? In unterschiedlichen Sprachen?

Bei Transparent-Erstellung: Werden geplante Bilder beschrieben? Die Gestaltung für Nicht-/Schlechtsehende beschrieben und besprochen?

Material/Broschüren: gibt es sie auch in Großdruck/kontrastreich, oder aufgesprochen auf CD/im Netz?

Inhaltlich:

Sollen „Behinderte“ nur Teil der „eigenen/üblichen“ Aktionen und Demos sein oder auch als Individuen vorkommen? Welche Kämpfe sog. „Behinderter“ werden von der Struktur selbst wahrgenommen oder unterstützend mitgekämpft?

Wie kann ein Hineintragen der Kämpfe „Behinderter“ in linke Strukturen gelingen? Referierende einladen, Bücher lesen und besprechen, auf Veranstaltungen sog. „Behinderter“ gehen?

Auseinandersetzung mit eigener Bias: Sog. „Behinderte“ nur als Kümmer- und Pflege“fälle“ wahrnehmen, als Belastung, als Aufhalten, als „Minderleistende“?

(Danke an @catinchief für den Input)

Frauenkampftagskonkurrenzk(r)ampf?

Bei mir breitet sich ein zunehmendes Unwohlsein aus, was ich nicht so richtig zu packen bekomme.

Ein wenig bei Twitter gelesen. Neben dem üblichen antiemanzipatorischem Mist, der ja immer irgendwie auch da ist, nehme ich so viel Konkurrenz war. Zig Folgeempfehlungen (sicherlich alle berechtigt), aber auch so ein Kampf um Aufmerksamkeit, um Mitspielen im Kampf um gesehen und gehört werden. Ist das auch nur Mitspielen im Kapitalismus? Chefin werden statt der Chefs? Aber sonst bleibt alles beim Alten? Talkshows, Bücher, veröffentlichte Texte, Vorträge, Konferenzen und so weiter…

Wahrgenommen werden ist wichtig, um Forderungen durchsetzen zu können.

Aber woher dann meine komischen Gefühle? Neid? Ich fühle mich auch manchmal zu alt für den ganzen Scheiß. Und dann bin ich auch noch behindert. Manchmal will ich nicht mehr kämpfen. Und wenn doch dann eher für eine Welt ohne Chef*innen, ohne Konkurrenz, ohne Kapitalismus, ohne Herrschaft.