Archiv der Kategorie: Allgemein

Kleine Anfrage „Brandstiftungen im Duisburger Stadtgebiet“

In einer weiteren Kleinen Anfrage hatte ich auf Anregung von Duisburger Mitmenschen nach den Ermittlungsständen zu verschiedenen unaufgeklärten Brandstiftungen bzw. Drohungen mit Brandanschlägen im Duisburger Stadtgebiet in den letzten Jahren gefragt. Von diesen ist sicherlich der in den Medien thematisierte Fall der Drohung gegen die Häuser „In den Peschen“ noch am besten in Erinnerung. Zur Erinnerung: Bei Facebook fand sich die Drohung „Abrennen soll mann die bude“ (Rechtschreibung so übernommen), die dann auch zu den Nachtwachen vor den Häusern geführt hat.

Auch hier liegt mittlerweile die Antwort der Landesregierung vor: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-4763.pdf

Interessant wird insbesondere in dem gerade genannten Fall der Ausgang des Verfahrens werden, da die Tat – nach Angaben des Täters – nicht auf eine ausländerfeindliche Gesinnung, sondern auf „übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen“ sei. Klingt jetzt irgendwie… glaubwürdig. Nicht! (Eine ähnliche Argumentation findet sich aber auch in anderen Ermittlungsverfahren gegen Neonazis.)

In den anderen Fällen aus der ersten Frage, die das Jahr 2013 betrafen, wurden die Ermittlungen eingestellt, weil die Täter nicht ermittelt werden konnten – und deshalb keine politische Motivation festgestellt werden konnte. Andererseits bleibt festzuhalten, dass zumindest im Umfeld einer Tat, nämlich der Zündung einer Nebelkerze im Treppenhaus eines Wohnhauses in Duisburg-Walsum, Hinweise auf rechtsradikale Aktivitäten zu finden waren. Dies wurde auch von verschiedenen Antifaschist*innen dokumentiert:

http://netzwerk-gegen-rechts.org/2013/11/10/attacke-auf-unterkunft-fuer-aussiedler-polizei-verschweigt-hinweise-auf-rassistische-motive/

Die Landesregierung hat auf eine weitere Frage von mir eine ausführliche Tabelle über die Anzahl der Brandstiftungen in Duisburg in den letzten 10 Jahren (weiter aufgeschlüsselt nach Vorsatz, Fahrlässigkeit, erkennbarem rassistischen Hintergrund) und Branddelikte im Jahr 2013 erstellt. Aus dieser Tabelle lässt sich zwar ein Anstieg bei den vorsätzlichen Brandstiftungen seit 2010 erkennen, es fehlt aber noch die abschließende Statistik für das Jahr 2013 und bei der vorläufigen Aufschlüsselung der Geburtsstaaten der Betroffenen im sind bislang auch keine überwiegenden Betroffenheiten von Mitbürger*innen mit Migrationshintergrund zu erkennen. Allerdings darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass in dieser ausführlichen Tabelle auch diverse „weiße Flecken“ enthalten sind – und manche davon etwas fragwürdig, z.B. der Eintrag vom 13.11.2013, bei dem es um eine vorsätzliche Brandstiftung auf eine Asylbewerberunterkunft ging, es aber keine Angabe der Herkunftsländer der Betroffenen gab.

Hmmm… Hier könnte – bei allen erkennbaren Bemühungen – vielleicht doch noch etwas genauer dokumentiert werden.

Weiteres „Optimierungspotenzial“ findet sich sicherlich auch, wenn auf die Frage „Wie schätzt die Landesregierung insgesamt das Gefahrenpotenzial durch Brandanschläge gegen Migrant*innen in Duisburg ein?“ geantwortet wird:

„Der Migrationshintergrund ist kein eigenständiges Merkmal polizeilicher Gefährdungsbewertungen. Spezifische Anschlagsgefahren können nur im Zusammenhang mit anderen konkreten Merkmalen des jeweiligen Einzelfalls gezielt bewertet werden.“

Das könnte aber genau das Problem sein. Sicherlich können „spezifische Anschlagsgefahren“ immer nur im Zusammenhang mit anderen Erkenntnissen bewertet werden, aber ganz offensichtlich sollte der Migrationshintergrund schon Anlass sein, wenigstens zu prüfen, ob eine Tat vielleicht einen ausländerfeindlichen Hintergrund haben könnte. Wenn wir nicht wenigstens diese Lehre aus dem NSU-Prozess ziehen wollen, welche denn dann?
Ich werde das im Auge behalten und hier in einiger Zeit noch einmal – auch im Hinblick auf die ausstehenden Daten – nachhaken.

Kleine Anfrage: Unterwanderung von Ordnungsdiensten durch Rechtsradikale

Auf die Kleine Anfrage des Kollegen Torsten Sommer und mir bezüglich der Unterwanderung von Ordnungsdiensten durch Rechtsradikale insbesondere im Fußball liegt jetzt die Antwort der Landesregierung vor:

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-4764.pdf

Eine enttäuschende Antwort. Ihr Tenor: Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.

Während „Der Spiegel“ bereits 2012 ausgiebig recherchierte und in einem Artikel die Verflechtungen der rechten Szene mit den Ordnungsdiensten belegt

http://www.spiegel.de/sport/fussball/borussia-dortmund-probleme-mit-nazis-und-hooligans-unter-ordnern-a-872213.html

und der WDR noch im Dezember 2013 weitere Missstände enthüllt hat

http://www.wdr.de/tv/sport_inside/sendungsbeitraege/2013/1209/bvbordner.jsp

lautet die Antwort der Landesregierung auf unsere Frage „Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über die Unterwanderung von Ordnungsdiensten der in NRW ansässigen Vereine durch Rechtsradikale?“ schlicht: „Der Landesregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor.“

Das muss – traurigerweise – noch nicht einmal falsch sein, denn auch im Verfassungsschutzbericht 2012 finden sich keine solchen Erkenntnisse:

http://www.mik.nrw.de/fileadmin/user_upload/Redakteure/Verfassungsschutz/Dokumente/aktuell.pdf

Das wirft dann unweigerlich die Frage auf, wieso die Landesregierung und die für sie tätigen Organe diese Erkenntnisse nicht haben, wenn sie bei verschiedenen Medien ganz offensichtlich vorliegen. Weitere Fragen wäre dann: Wofür haben wir noch einmal einen Verfassungsschutz und was machen die da genau? Der Schutz unserer Gesellschaft vor rechtsradikalen Umtrieben scheint offensichtlich nicht auf der Agenda zu stehen.

Anzeige eingestellt

Ergänzend zu meinem Bericht vom 05.10.hier die Einstellung des Ermittlungsverfahrens wegen Volksverhetzung.

Kommentiert vom Antragsteller.
(In eckigen Klammern und kursiv.)

Sehr geehrter Herr L.,

das aufgrund Ihrer vorgenannten Strafanzeige eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde unter heutigem Datum aus rechtlichen Gründen gemäß § 170 Abs. 2 StPO eingestellt.

Die Voraussetzung einer Volksverhetzung gemäß § 130 Abs. 1 Nr. 1 u. 2 StGB liegen nicht vor, da durch die in Rede stehende Äußerung weder zu Hass, noch zu Gewalt – oder Willkürmaßnahmen aufgerufen, noch die Menschenwürde der betreffenden Personen angegriffen wurde. [Dazu vergleichend der Wortlaut im Artikel von Birgit – dort wird eine Gruppe von Menschen pauschal abgewertet und in diffamierender, beleidigender und ehrabschneidender Weise angesprochen. Ein Glück, dass ihre Würde davon unbetroffen bleibt.]

Ein Angriff auf die Menschenwürde liege nur dann vor, wenn ein anderer Mensch in seinem unverzichtbaren und unableitbaren Persönlichkeitskern betroffen wird, etwa, wenn der Anspruch auf sein Leben als gleichwertige Persönlichkeit in der staatlichen Gemeinschaft bestritten wird. [Es ist doch mehr als offensichtlich, dass das geschilderte Verhalten, darauf abzielt, eine Gruppe von Menschen als minderwertig darzustellen. Minderwertigkeit würde ich als Laie nun nicht als Gleichwertigkeit bezeichnen.]
Die Voraussetzung erfüllen jedoch nur Äußerungen, die das „Menschtum“ des Angegriffenen bestreiten oder relativieren. [Eine Relativierung liegt, meiner Meinung nach, in der Reproduktion eher animalischer Verhaltensmuster und der Aufbereitung ewigwährender Mythen und historischer Diffamierungen, ja deutlichst vor.] Einfache Beschimpfungen, durch die der soziale Geltungsanspruch des Geschädigten verletzt wird, sind nicht tatbestandsmäßig (zu vgl. Schenke/Schröder StGB, 46. Aufl., § 130 Rd.Nr. 6). [Gut, dass ein sozialer Geltungsanspruch nicht zur Menschenwürde gehört ist angesichts geltender Gesetzgebung nicht allzu überraschend, obwohl es für mich dennoch eigentlich unvereinbar ist.]

Zum Ergebnis ist vorliegender von einer – durch Ausländerfeindlichkeit motivierte – Beleidigung gemäß § 185 StGB auszugehen. Insofern findet gemäß § 194 Abs. 1 StGB eine Strafverfolgung nur auf Strafantrag des Verletzten statt. An einen solchen Strafantrag fehlt es jedoch vorliegend.

Das Verfahren war daher – wir bereits mitgeteilt – einzustellen.

Hochachtungsvoll

Herzliste 2014

Frau Dingens hat da zu sowas aufgerufen.

Und ich mach da dann auch mal mit….

Herzliste 2014

– wegfahren (und sei es für den Anfang nur für einen Tag Holland am Meer)
– wieder lernen, Vertrauen zu haben
– weniger Fertigfutter und selber kochen (und wenn nicht, trotzdem kein schlechtes Gewissen haben)
– die Bücher lesen, die hier rumliegen (aber nur, wenn sie mein Herz erfreuen)
– Hater haten lassen und nicht alle Konflikte austragen wollen
– (stattdessen mit Menschen umgeben, die mir gut tun)
– die Pferde der Freund*innen besuchen
– einen Ort für ein Wohnprojekt suchen und/oder
– eine kollektiv geführte Kneipe planen
– mal eine fiktive Geschichte schreiben und nicht nur Blogartikel zu Politik
– wieder Musik machen
– nicht aufgeben…

(erweiterbar)

Naziprovokation 23.12. – Fazit

Zuerst das Wichtigste:

Vielen Dank allen, die bei unserer Gegenkundgebung waren <3

Wir waren ca. 140, die Rechten wohl 32.

Geärgert habe ich mich, dass wir gerne mehr in Sicht- und Hörweite der Kundgebung der Rechten wollten, was uns verwehrt wurde. (Auflagen lagen mir schriftlich nicht vor.) Der Einsatzleiter war nicht für mich zu sprechen und nicht vor Ort, was ich auch merkwürdig fand. Die Polizei hat die Versammlung aufgelöst, als unsere Gruppe näher heran wollte. Außerdem halt die übliche Rumplänkerei mit Vermummung, Androhung von Platzverweisen etc.

Nun hätte jemand an der Stelle eine neue Versammlung anmelden können, aber nach dem Wochenende in Hamburg war ich auch einfach zu platt. Mit der Polizei Dortmund werde ich das aber nochmal gesondert thematisieren. Auch die Informationspolitik gestern.

Ein paar kleinere Gruppen waren näher dran. Habt ihr super gemacht! Die Nazis haben wohl über mich gesagt, ich hätte Kontakt zu Linken und "zu Einzelpersonen". Äh. Ja. (Na ja. Sie demonstrierten auf der Rosa-Luxemburgstr. und zitierten Heine. Die rotieren entweder nun im Grab oder lachen schallend.)

Es gibt Dinge, die wir/ich für eine solche Aktion verbessern könnten. Eine richtig gute Idee fand ich das Demoklo für den Komfort.

Danke für eure zahlreiche Anwesenheit bündnis- und parteiübergreifend trotz Weihnachtszeit (und mit zum Teil langer Anreise) und für Musik und Punsch.

Habt ruhige, entspannte Feiertage, kommt gut ins neue Jahr. Ich mache jetzt auch erst einmal ein paar Tage ohne Internet.

„Unsre Solidarität ist eine Waffe,
wir wissen ganz genau wie man sie gebraucht.
Unsre Faust gegen Nazis.
Unsre Hand für die, die mit uns kommen“

ZSK – Herz für die Sache

Naziprovokation 23.12. – aktuell

Komme ich so gerade aus Hamburg nach Hause, stehen oben auf dem Parkplatz neun Nazis. Die Polizei Dortmund erteilt telefonisch keine Auskunft an mich, aber vor Ort war jemand davon so freundlich, mich auf Nachfrage darüber zu unterrichten, dass die heutige Kundgebung Herrn OB Sierau galt.

Für morgen lag ein Schreiben vom Polizeipräsidenten Herrn Wesseler im Briefkasten mit dem Zeitplan.

An der Stelle Rosa-Luxemburg-Str./Kohlgartenstraße ist von den Rechten angemeldet für 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr.

Wir sind ab 14.15 Uhr an der Ecke Karl-Liebknecht-Str./Tewaagstr. und dann schauen wir mal, wie es weitergeht.

Aktuelle Infos schreibe ich hier, sobald bekannt.

Danke für eure Solidarität <3

That’s what democracy looks like?

Mein sehr subjektiver Bericht zum 21.12. in Hamburg:

Mit mehreren Freund*innen und Kollegen (aus dem Abgeordnetenhaus Berlin und aus dem Landtag NRW) wollte ich für den Erhalt der „Roten Flora“, für das Bleiberecht für Refugees sowie gegen den inakzeptablen Umgang mit den Menschen der „Esso-Häuser“ in Hamburg demonstrieren. Dass das unruhig werden könnte, war mir klar. Wie es dann wirklich war, hatte ich aber nicht voraussehen können.

Wir standen zu Beginn der Demo gegen 15 Uhr an der Seite des ersten Demoblocks, weil wir uns dahinter einreihen wollten. Als die Demo losging, dauerte es keine fünf Minuten bis zur ersten Eskalation. Die Demo kam nur ca. 20 Meter weit, bis die Polizei diese gewaltsam stoppte. Nach meinem Kenntnisstand sowie den Videos dazu ohne für mich erkennbaren Grund. Zu dem Zeitpunkt flogen keine Gegenstände. Auch nicht von der Brücke.

Video:

http://www.youtube.com/watch?v=rvQGQhxfDhc

Auf mich wirkte die Situation so, als sei es nie geplant gewesen, die Demo laufen zu lassen. Die Demostrecke wirkte ungesichert.

Nach dem Angriff der Polizei flogen Gegenstände. Wir haben uns weiter nach hinten zurückgezogen und an die Hauswand gedrückt. Ohne Provokationen aus unserer Ecke stürmte wenige Minuten später ein Trupp Polizist*innen in die Menschenmenge. Das Video ist unter Altersbeschränkung derzeit:

http://www.youtube.com/watch?v=Lu1kM3IEinU

(Ich verlinke die Videos, obwohl ich Probleme habe mit unverpixelten Gesichtern bei Demos.)

Nach der so entstandenen Unruhe begaben wir uns noch weiter nach hinten. (Der Rückzug wär uns überhaupt nur möglich, weil Menschen sich der Polizei entgegenstellten und uns damit Raum und Zeit verschafften!) Dort standen wir eine Weile ziemlich eingequetscht, aber sicher. Wir kämpften uns später weiter bis zur Polizeiabsperrung. Der Kollege versuchte, mit Hilfe seines Abgeordnetenausweises durch zu kommen, was misslang. Eventuell hätte man das an der Stelle diskutieren können, aber da ich ohnehin nicht weg wollte, wenn die restliche Demo das nicht darf, blieben wir. War zu dem Zeitpunkt entspannt, denn es gab offene Geschäfte/Restaurants, so dass wir Essen und Trinken kauften und zur Toilette konnten.

Als die Demo dann irgendwann in die andere Richtung doch nochmal Richtung „Esso-Häuser“ loslief, hielt sich meine Bezugsgruppe etwas abseits. Wir kamen ungehindert bis zur Reeperbahn, ein Transparent gegen Polizeigewalt tragend.

In der Nähe der Esso-Häuser sammelten sich Menschen auf einer Kreuzung. Einige Zeit später wurden wir von rennenden Polizist*innen über den Zaun in der Mitte der Straße auf die andere Straßenseite gejagt. An der Rückwand eines Weihnachtsmarktstandes wähnten wir uns sicher, was nicht lange anhielt. Der nächste Trupp Polizist*innen rannte auf die Menge dicht gedrängter Menschen zu, nun mit Reizgas(?), schubsend, schlagend, schreiend, wir sollten laufen. Wohin eigentlich (vor uns Menschenmengen) und warum? Ich hielt mich mit Kapuzen überm Kopf mit dem Rücken zu den Polizist*innen, um wenigstens das noch nicht ganz heile Auge zu schützen. Dafür dann Tritte(?) oder Schläge(?) kassiert. Leichtes Brennen im Mund. Rennen. Planlos. In einen von Bauzäunen abgetrennten Korridor. Zur Seite raus. Verschnaufen können. Eine junge Frau aus meiner Bezugsgruppe war genau an der Rippe getroffen worden, die schon einmal in Frankfurt durch Polizeigewalt angebrochen war.

Ortskundige warnten davor, dass die Polizei kesseln wolle und retteten uns durch einen Hinterhof (der kurze Zeit später von der Polizei abgesperrt wurde).

Neben uns wurden von Polizeitrupps Menschen verhaftet. Ich sah keinen Grund für dieses Vorgehen. Sie liefen wie wir die Straße entlang. In NRW hätte ich bei den Polizist*innen nachgefragt. Hier traute ich mich nicht, aus Angst vor deren Reaktion, diese überhaupt anzusprechen.

An einem Café mit einer Tafel „No Police -> No Violence“ machten wir eine Pause und erfuhren via Twitter, dass dort, wo wir gerade noch waren, Menschen gekesselt seien. Das blieb dann auch viele Stunden so.

(Ich habe den ganzen Tag das Gefühl, dass wir viel Glück hatten.)

Später fand an der „Hoheluftbrücke“ eine Spontandemo statt. Dort ankommen, rannten schon überall Polizeitrupps durchs Dunkle. Jagten Menschen die Straße entlang oder durch den angrenzenden Park. Wir hielten uns abseits. Unerwartet stürmte Polizei auf uns zu. Einer von uns fragte sie, warum. Keine Antwort. Stattdessen wurden wir wieder geschubst. Und da hatte ich auf einmal richtig Angst. Das Gefühl von Willkür und Hilflosigkeit. Wir retteten uns beim nächsten Angriff der Polizei vor ein Restaurant mit geschlossener Gesellschaft. Wir bekamen trotzdem Tee. Und dort blieben wir eine Weile. Die Menschen feierten einen 50. Geburtstag und erzählten uns von ihren Erfahrungen mit Polizeigewalt. So viel Solidarität gab es überall in Hamburg. Ich bin nicht sicher, wie das im Ruhrgebiet wäre… (Auf der Sponti soll es derweil zu weiteren Ausschreitungen gekommen sein.)

Am Ende der Nacht saß ich heulend in irgendeinem Hauseingang, weil das Gefühl, wehrlos gegen Gewalt (von Polizist*innen) zu sein, plus Erschöpfung die mich überwältigt hat.

Fazit:

Persönlich: Das kaputte Auge ist teilweise stark gerötet. Ich hoffe, das geht wieder ohne Folgen weg. Ein paar blaue Flecken. Sonst körperlich unversehrt.

Gesamt: Krasser Tag. Nicht wegen der Demo, nicht wegen den „Linken“, sondern weil ich verstehe, wie auch bei Demonstrant*innen dieses Gefühl von Willkür, von Angst und Hilflosigkeit und Ohnmacht in Wut umschlagen kann… Ich will keine Gegenstände werfen, aber ich war am Ende des Tages so fertig, dass ich mich nicht mal mehr traute, Polizist*innen anzusprechen. Geschweige denn, laut zu werden. Ich wollte da nur heile raus. Und das ist nicht der Sinn einer Gesellschaft. Dass Demonstrant*innen eingeschüchtert werden, um Protest zu unterbinden. Zumal das in Hamburg dann eben nicht klappt, weil es noch genug wütende Menschen gibt, die nicht aufgeben.

Es gab von Beginn an keinerlei Deeskalationsstrategie der Polizei. Da stehen einem ein so hochgerüsteter Apparat mit vollverkleideten, bewaffneten Polizist*innen und mehreren Wasserwerfern, Räumpanzern etc. entgegen. Das war von Anfang an darauf angelegt, zu eskalieren. Und dies wurde an jeder Stelle gezeigt. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Wie viele verletzte Demonstrant*innen gab es eigentlich?

Am Ende
„Lieber wütend als traurig?“

Frohe Weihnachten?

Derzeit bekommen wohl diverse Antifaschist*innen und antifaschistisch engagierte Politiker*innen Pakete per Nachnahme (bei mir 150 €) von MediaTex GmbH (bedeutet: Thor Steinar). (Aktuell weiß ich drei Fälle, inklusive heute meinen, es könnten aber wesentlich mehr sein.)

Ein weiterer Versuch, um Menschen, die sich gegen Nazis engagieren, einzuschüchtern.
(Oder machen sich die Nazis nun neuerdings Gedanken, dass ich im Winter auch bloß nicht frieren soll? Danke. Ich trage kein „Thor Steinar“. Sollte aber klar sein.)

Jetzt aber ernsthaft:

Letzte Woche wollten mir einige Menschen vermitteln, dass es besser sei, die in Dortmund unter anderem gegen mich geplanten Weihnachtskundgebungen der Nazis zu ignorieren. Schließlich wolle man sich nicht von den Nazis vorschreiben lassen, wann mensch wo Aktionen durchführt.

Die Diskussion ist ja nicht neu. Es geht darum, dass „Die Rechte“ Öffentlichkeit will und man sie ihnen verweigern möchte. In den meisten Fällen hat aber Ignorieren das Problem keinesfalls beseitigt.

Ich halte es für falsch, Nazis zu ignorieren, weil es ihnen das Gefühl gibt, es stelle sich ihnen niemand in den Weg und es gäbe in der Gesellschaft keinen antifaschistischen Widerstand mehr, der offensiv auftritt.
(Ich weiß nicht, wie das in der Mehrheitsgesellschaft letztendlich so aussieht, aber Studien zeigen zumindest eine Zunahme von rassistischen Äußerungen. So stimmen 47 Prozent der Aussage zu, dass es inDeutschland zu viele Ausländer*innen gebe. 44 Prozent stimmen zu, dass Sinti und Roma zu Kriminalität neigen würden. (Uni Bielefeld, Studie zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit))

Weiterhin lässt die Argumentation mit dem Ignorieren sehr konkret Betroffene allein, wo sie Solidarität benötigen. Das haben die antifaschistischen Menschen, die sich kontinuierlich gegen Faschist*innen stellen, verstanden und sie zeigen es bei jeder Demo von NPD, Pro NRW/Deutschland oder auch Rechtspopulist*innen wie der AfD sowie diversen anderen Aktionen, Recherchen etc.

Ignorieren können es Menschen, die in der Situation sind, weggucken zu können. Ich kann das nicht mehr. Weil ich Betroffene bin. Aber auch, weil ich „Kein Fußbreit“ so meine.

Und ich bin so froh, dass es Antifa-Menschen gibt, die mir mit ihrem Engagement, ihrer Überzeugung und Freundschaft sowie praktischer Solidarität zur Seite stehen.

Danke <3

Steuerungsgruppe „Landesaktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen in NRW“ – 12.12.

(9. Sitzung): Vernetzung/Kooperation

(Wegen der Augenerkrankung heute nur eine kurze Zusammenfassung.)

Ausgangsfrage: Was macht Dich/uns zu guten (oder schwierigen) Kooperationspartner*innen?

Schwierig: Finanzierung, Zeitaufwand, Sprachgebrauch (z.B. Juristen, Polizei), Parteiisch zu Opfern stehen, Konkurrenz (zum Beispiel bezogen auf Ressourcen)

Beispiele für Kooperationen/Hilfesysteme:

Vortrag 1:

Viele Betroffene wenden sich lieber an ihr soziales Netzwerk, nicht an professionelle Stellen.
Es gibt also eine Lücke in der Zivilgesellschaft.
Idee Stadtteilprojekt in Hamburg: Nachbar*innen sensibilisieren
Kooperation mit Quartiersbüro, Schule etc.

http://www.stadtteilbuero-steilshoop.de/?p=149

(Der Film dazu ist nicht online verfügbar („geistiges Eigentum“, „hat 5.000 € gekostet“).
Finde ich persönlich auch wegen der dann fehlenden Verbreitung in der Öffentlichkeit schade.)

Vermischung von Gemeinwesenarbeit und Gewaltprävention
Öffentlichkeitsarbeit: Gewalt sichtbar machen, aus der Tabuzone holen
Vernetzung mit Stadtteilgremien
Individuelle Unterstützung anbieten

Vortrag 2:

Vernetzung mit Unternehmen

(Stichwort: workplace policy)

http://www.globalcompact.de/sites/default/files/brosch_wpp_web_final.pdf

Bodyshop, tw. in Verwaltungen umgesetzt (Berliner Bezirke etc.)
Unternehmen über Wirtschaftlichkeit und Image einbinden.

Vortrag 3:

Hexenhaus, Espelkamp
und Frauenforum Unna

Verschiedene Bereiche unter einem Träger
Schutz und Beratung
Wohnen und Leben
Arbeit und Qualifizierung

(Sinnvoll dort: Klient*innengeschichte und Fortschritte werden mit Zustimmung weitergegeben intern, so dass von Beratung zu Frauenhaus zu Wohnprojekt zu Qualifizierungsmaßnahme die Frauen nicht ständig ihre Geschichte wiederholen müssen.)

Wunsch: Vernetzung auch extern erreichen (und verbindlich machen!), z.B. mit Kindergärten, Schulen, Polizei, Gesundheitsamt, Sozialamt, Jugendamt etc.

Gruppenarbeit:

Zwei Aspekte:
Gewinnen von neuen Kooperationspartner*innen
Nachhaltige Verbesserung bestehender Vernetzung

Keine Kekse

Liebe Freund*innen und Genoss*innen,

so in eigener Sache fällt mir Mobilisierung etwas schwerer, trotzdem möchte ich euch die Informationen nicht vorenthalten.

„Die Rechte“ macht seit einiger Zeit um Weihnachten herum Aktionen zur Einschüchterung von Politiker*innen, die sich gegen Nazis engagieren.

Wie die meisten von euch wissen, geht die Partei „Die Rechte“ in großen Teilen auf mittlerweile verbotene Kameradschaften zurück, zum Beispiel den „Nationalen Widerstand Dortmund“.

Dieses Jahr werden die Weihnachtskundgebungen am 23.12. in Dortmund stattfinden. Zunächst werden die Rechten um 14 Uhr in Lütgendortmund sein. (Ein genauer Ort ist mir bisher nicht bekannt.)
Danach ist von den Rechten angemeldet im Bereich Rosa-Luxemburg-Straße (in der Nähe des Wohnorts von Herrn Oberbürgermeister U. Sierau und mir).

Von mir wurde zunächst für unsere Gegenkundgebung eine Versammlung für die Ecke Karl-Liebknecht/Tewaagstraße angemeldet.
Dort sind wir ab 14.15 Uhr. Bitte passt auf euch, auch bei An- und Abreise.

Ich hoffe, dass mir an dem Tag ein paar antifaschistische Menschen zur Seite stehen. Solidarität ist eine Waffe.
Bitte keine Parteifahnen. Antifaschistische Arbeit ist partei- und bündnisübergreifend wichtig. Danke für euer Verständnis.

Abends ist übrigens Antifacafé in Dortmund in der Nordstadt, wo eins den Abend entspannt ausklingen lassen könnte…

Gerne mehr Infos/Absprachen via Mail (via rydlewski(ät)gmx.net auch verschlüsselt möglich).

Änderungen/aktuelle Infos über diese Seite.

Vielen Dank und liebe Grüße

Birgit