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Solidarisch durch die Krise(n). Aber wie?

Oder auch: Bildet Banden. Gegen den linksradikalen Fachkräftemangel!

Letztes Jahr habe ich aufgrund einiger Diskussionen bei Twitter und Mastodon einen Blogartikel verfasst mit eben jener Überschrift.

Ich habe nun die zu Grunde liegenden kleinen Umfrage(n) nochmal gemacht. Dieses Mal aber aufgrund der politischen Entwicklung von Twitter nur noch bei Mastodon.

Umfrageergebnisse:

Frage 1: (Fragestellung etwas umgestellt und Aufzählungen ergänzt)

(Boosts: 30 Likes: 14, VJ: Boosts: 10 Likes: 5)

Angesichts kommender Krisen (Preissteigerungen, Wohnungskrise, Klimawandel, Rechtsruck, Covid etc.): Was wäre eure bevorzugte Variante? (VJ = Ergebnisse des Vorjahrs zum direkten Vergleich)

  • 67 % VJ 70 % Mehr Selbstorganisation (in Stadtteilen)
  • 17 % VJ 17 % Große, linke Demos
  • 5 % VJ 7 % Was Anderes (Kommentar)
  • 11 % VJ 6 % Ergebnis zeigen
  • 261 VJ 97 Anzahl Teilnehmende

Kommentare:

  • Kapitalismus abschaffen. Erst, wenn Geld nicht allem im Weg steht, können wir wirklich was ändern. IMHO.
  • Ich fände mehrere der Optionen wichtig: Große linke Demos, anderweitiger Protest, gerne radikal, plus Selbstorganisation. Nur Selbstorganisation alleine, ohne dass es auf den Straßen brennt, passt mir zu gut in neoliberales Staat aus der Verantwortung lassen und selbst so machen, dass den Staat die Nichterfüllung seiner Pflichten gegenüber der Bevölkerung nichts kostet.
  • mehr Selbstorganisation ist super. (Und) super aufwendig.
  • Gut organisierte Stadtteile würden bestimmt auch zu großen Demos führen.
  • Beides
  • Die wichtigen Themen sind IMO Essen, Strom und Unterbringung.
  • All of the above + Revolution.

Frage 2:

(Boosts: 3 Likes: 4 VJ: Boosts: 5 Likes: 4)

Wie seid ihr aktuell organisiert?

  • 24 % VJ 33 % Selbstorganisation, Stadtteilenläden, Antifa etc.
  • 8 % VJ 8 % In Parteien etc.
  • 4 % VJ 6 % Anders (Kommentar).
  • 62 % VJ 53 % Nicht organisiert.
  • 156 VJ 79 Anzahl Teilnehmende

Kommentare:

  • Theoretisch parteilich, aber wirklich aktiv sein kann ich leider nicht.
  • Verein
  • ein selbstorganisiertes Gartenprojekt zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse
  • FAU
  • bin Teil von nicht ortsgebundenen (überregionalen) Orgas in Antifaschismus und Antirepression – mal mehr mal weniger aktiv.

Frage 3: (Bei der Frage ist mir leider ein Tippfehler passiert, bei dessen Korrektur einmal Umfrageergebnisse mit 65 Teilnehmenden gelöscht wurden. Daraus ergibt sich die deutlich geringere Anzahl an Teilnehmenden im Vergleich zu den anderen Fragen.)

(Boosts: 7 Likes: 7 VJ: Boosts: 3 Likes: 3)

An Menschen, die derzeit nicht irgendwo organisiert sind:
Was hindert euch? (Erklärung: ph = physical health, mh = mental health)

  • 37 % VJ 23 % Zu wenig Zeit.
  • 25 % VJ 43 % Ich kenne keine Menschen, Orgas, Gruppen.
  • 34 % VJ 32 % Erkrankung (ph, mh).
  • 4 % VJ 2 % Ich sehe keine Notwendigkeit.
  • 87 VJ 53 Anzahl Teilnehmende

Kommentare:

  • „etwas Anderes“: Alle Organisationen, die ich kenne, wurden innerhalb kürzester Zeit von irgendwelchen karrieregeilen Arschlöchern übernommen. (Anmerkung: bezogen auf Parteien/Gewerkschaften)
  • (die) ersten drei.
  • es passt halt entweder inhaltlich nicht oder kulturell oder es ist nur online/weit weg. Und dann kommt halt noch oben drauf, dass ich schwierig bin mit Menschen.
  • Ich brauche so viel Energie, um mit Menschen (in RL) zu interagieren, wenn dann noch Diskussionen und Belehrungen geschehen, kann ich schnell nicht mehr. Das äußert sich in Zurückziehen meinerseits und stringenter Sprache, was oft als Arroganz gewertet wird.
  • Erstens die Kontakte. Ich kenne wirklich NIEMANDEN. Das ist keine Übertreibung.
  • Zweitens die Überschneidungen. Man muss gemeinsam funktionieren.
  • Drittens fällt mir der Umgang mit Menschen generell schwer. Das ist kein Witz. Für mich ist es schon schwer, ein Cafe zu betreten. Aber das ist natürlich ein persönliches Ding.
  • in 1. Linie keine Zeit (da Job + Kinder), aber auch, dass es nach Umzug in eine neue Stadt/neues Land gar nicht so einfach ist, die Leute/Gruppen/Orgas zu finden, mit denen es „passt“.

Frage 4:

(Boosts: 2 Likes: 5 VJ: Boosts: 3 Likes: 3)

An Menschen, die aktuell nicht organisiert sind:

  • 79 % VJ 65 % Zu würde gerne mehr machen.
  • 8 % VJ 15 % Ich möchte nicht mehr machen.
  • 13 % VJ 20 % Ergebnis zeigen.
  • 113 VJ 61 Anzahl Teilnehmende

Frage 5:

(Boosts: 4 Likes: 8 VJ: Boosts: 2 Likes: 4)

Ich ergänze noch um eine offene Frage:

Was würde euch helfen, irgendwo einzusteigen in eine Gruppe/Orga? Was braucht ihr dafür?

Kommentare: (Rechtschreibung, Zeichensetzung teilweise etwas geglättet.)

  • Hilfen, Erleichterung in anderen Bereichen.
  • Meine größten Hindernisse sind allesamt psychischer Natur. Was glaube ich enorm helfen würde, wäre, wenn linke Gruppen ganz transparent und gezielt Ansprechpartner*innen oder gar spezielle Treffs dort organisierten mit selbst Betroffenen. Ich habe über die letzten 10 Jahre die Erfahrung gemacht, einfach viel leichter mit anderen in Kontakt kommen zu können, die selbst, wegen was auch immer, psychisch struggeln und daher idR ein ganz anderes Verständnis für sowas zeigen.
  • Und es ist auch ganz konkret wichtig, dass ich irgendeiner Person ein zwei Dinge – zb dem besten Umgang mit mir bei krasser Dissoziation – anvertrauen kann.
  • Bonuspunkte wenn es Personen unterschiedlicher Geschlechter als Ansprechpartner*innen gibt (halt um Tätertrigger zu vermeiden zb).
  • Zudem wäre eine Erstkontaktaufnahme per Mail/Messenger o.ä. hilfreich bei sozialen Schwierigkeiten – dann ließe sich erstmal über den Weg Kontakt aufbauen, bevor irgendwann der Weg zum Präsenztreffen geschafft wird.
  • Von diesen Einstiegsdingen weg, wäre es _enorm_ hilfreich innerhalb solcher Organisationen über diverse Dinge aufzuklären. Dass ich zb nicht absichtlich öfter nicht aufkreuze als andere, sondern krankheitsbedingt, und es keine verfluchte Ausrede ist, sondern dann ggf sogar eine Panikattacke o.ä. im Weg war. (Und das eins dennoch nicht wie ein rohes Ei behandelt werden will)..
  • …ich beginne zu merken, dass ich mir eigentlich eine Art linker Selbsthilfegruppe für psychisch Kranke wünsche, die sich gegenseitig unterstützen – auch um an anderen Dingen wie Demos etc teilzunehmen. (Mehrfach in ähnlicher Form geäußert)
  • Ich würde ja gerne, aber die Strukturen im Dorf scheinen eher ungeeignet und für neue selbst aufbauen fehlt mir die Kraft.
  • Hier am Land ist es schwierig, irgendwo einzusteigen. Da müsste eins selbst etwas lostreten. obwohl ich schon lange da lebe, kenne ich gerade mal eine handvoll Menschen, mit denen ich mir (politisch) Zusammenarbeit vorstellen könnte. Für alle die ist es wohl auch zeitlich schwierig.
  • Und wenn was starten, wie? (überlege z.b. Repair Café als Einstieg, aber das bräuchte zumindest einen Raum und eine gewisse Regelmäßigkeit)
  • Was vor allem fehlt, ist die Möglichkeit, in einem relativ klaren Rahmen mit mehreren Menschen über aktuelle Themen, über Theorie und Praxis direkt zu sprechen und mögliche Aktionen/Projekte zu planen. Das geht mir ab.
  • Klar kann ich mal in die Stadt fahren und mir einen Vortrag anhören und dann ein bisschen abhängen. (Habe das früher häufiger gemacht.) Da bin ich dann aber ein individueller Besucher (mit wenig Kontext) – und es ist auch schwierig, weil spät abends keine Züge zurück fahren.
  • Kinderfreundliche Uhrzeiten, Betreuungsangebote für die Kinder, bessere Strukturen.
  • Oft habe ich erlebt, in ein Plenum zu kommen und dann gibt es riesen Aufgabenbereiche, die eins an sich nehmen und organisieren müsste. Oft habe ich aber nur begrenzt Zeit und würde lieber eine kleine Aufgabe übernehmen und das muss entsprechend vorbereitet sein. Mir ist aber auch bewusst, dass das viel verlangt ist.
  • Aktuell könnte ich primär von zuhause aus etwas tun, sofern das denn möglich ist und es da entsprechende Backoffice-Tätigkeiten gibt, die einer Orga helfen würden. (Aus medizinischen Gründen, bin auch schon länger krankgeschrieben.) Dürfte gleichzeitig aber auch kein Workload sein, der mich überfordert, stresst oder in Zeitdruck bringt… daher denke ich mir, was ich beitragen könnte, wär vermutlich in den Augen einer Orga eh ein Witz…
  • Es ist meiner Meinung nach wichtig, nicht nur die Leute mit den großen Aufgaben anzupreisen, sondern auch allen, die nicht die Zeit/Energie haben, diese zu bewältigen, aber kleinere Aufgaben übernehmen und somit alle anderen entlasten, dabei zu unterstützen.
  • Ein großes öffentliches schwarzes Brett im Stadtteil, auf dem Bestehendes steht, aber auch Ideen angeschlagen werden können.
  • Eine sehr klare Handlungsanweisung. Ne Demo ist einfach, weil ich weiß genau, wann ich wo sein muss und was ich tun muss (rumlaufen und „Tod dem Faschismus“ rufen). Bei anderen Sachen bin ich oft ratlos.
  • Integrität.
  • Keine endlosen Plena voller Leute, die sich gerne reden hören.
  • Für Selbstorganisation empfiehlt es sich, zu schauen, was es denn momentan so gibt und den Schritt wagen, Kontakt aufzunehmen und einfach mal hinzugehen. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass jederzeit alle engagierten Menschen sehr willkommen sind.
  • Ansonsten geht das natürlich auch überregional, auch um sich erstmal ein Bild zu machen, an Camps teilzunehmen. Da kann mensch sich auch prima vernetzen, schauen was es so für Gruppen gibt etc – das können Klimacamps sein, das können Aktionscamps sein, Mischungen daraus, usw. Ob mensch sich an zivilem Ungehorsam beteiligt oder nicht, ist ja egal. Direkt eine Waldbesetzung oder sowas als Einstieg ist vielleicht ein bisschen krass, geht aber auch. Kann ich jedem interessierten Mensch sehr empfehlen, da gibt’s jedenfalls immer eine Menge Input zum Thema „wie kann ich mich engagieren“. Dort kann mensch auch oft ein bisschen was lernen von wegen „wie kann ich in meiner Stadt eine Ortsgruppe/Klimabündnis etc gründen“.
  • Angebote im Kiez wären echt ein Träumchen.
  • Eine pragmatische nette linke Gruppe vor Ort.
  • Ich kenne weder Leute noch Strukturen vor Ort (außer Falken sind in meiner Straße, die machen coole Sachen, aber ich bin zu alt).
  • Mangelndes Selbstbewusstsein, um irgendwo hinzugehen, wo ich niemanden kenne.
  • Bei großen Aufgabenpaketen wünsche ich mir eigentlich, dass sich eine kleine Gruppe findet, gemeinsam überlegt, wie es in kleine Pakete zerlegt werden kann, die dann einzelne Leute oder Zweierteams machen. Mir ist es meistens nämlich schon zu viel, die eine Riesenaufgabe/das Ziel der ganzen Gruppe in die großen Aufgabenpakete zu zerlegen.
  • Am besten andere Eltern, um sich mit Kinderbetreuung gegenseitig abwechseln und evtl sogar gemeinsam Sachen organisieren zu können.
  • Ansonsten eine stabilere Psyche, um belastbarer zu sein & mehr zu schaffen. Irgendwas kommt immer zu kurz…
  • Was ich gut finde, sind offene Treffen als Angebot, um Gruppen kennen lernen zu können. Das würde mir auf jeden Fall den ersten Schritt erleichtern – wenn ich denn an dem Tag auch kann :/ kurze Wege würden da auch helfen.
  • Ich glaube, das Problem ist, dass wir aktuell eigentlich so richtig dicke Bretter bohren müssten, um noch was zu reißen (Vergesellschaftung von Grund und Boden, Zerschlagung der Energiekonzerne, Umstellung auf einen Lebenstil, der dauerhaft tragfähig ist, also nicht individuell, sondern systemisch), aber alles, was an diesen Themen gemacht werden kann, ist unglaublich abstrakt und man organisiert und macht und zum Schluss kommt nix bei rum, selbst wenn Tausende zu deinen Latschdemos kommen. Mega frustrierend einfach.
  • Da kann man natürlich dann kleinere Dinge angehen, die direkte Erfolge bringen, aber dann verbrennt man sich in Kleinigkeiten, weil die ja auch viel Arbeit sind, und die großen Themen bleiben iwie liegen.
  • Zeit. More spoons. Mehr – ach, weiß nicht, vielleicht vor allem von einer Sache weniger: Orthodoxie.
  • Flexible Strukturen, in die ich meine Ressourcen einbringen kann, ohne gleich übermäßig belastet zu werden.
  • Gruppen, in denen Schutz vulnerabler Gruppen (s. zB. Corona) nicht ignoriert wird.
  • Gruppen, in denen man mit Sozialphobie oder anderen sozialen Problemen etwas Hilfestellung bekommt, um sich integrieren zu können.
  • Gruppen, die nicht einfach nur in dem einen Thema cool sind, sondern in mehreren, zB. wenns um Permakultur geht, sind die Leute häufig esoterisch oder einfach immer noch sehr bürgerlich, oder wenns um Aktivismus für Klima geht, fehlt mir die Verbindung teilweise zu anderen Gerechtigkeitsthemen und zum Hintergrund kollektive Trauma. Allgemein hab ich das Gefühl, es gibt auch oft einen anstrengenden Zwang entweder zu einer bestimmten Aktionsform oder allgemein zum Optimismus. Ich will auch aktiv und kreativ sein, ohne an eine Rettung der Welt zu glauben. Der Zug ist abgefahren, wir müssen jetzt Schaden begrenzen.
  • Ich kann mich ganz schlecht in soziale Strukturen einfügen und habe generell Probleme im sozialen Miteinander. Hab es jahrelang versucht. Auch im Job arbeite ich lieber alleine (HomeOffice ist ein Segen für mich). Daher funktioniert für mich am besten als Einzelkämpfer unterwegs zu sein und sporadisch einzelne Aktionen zu unterstützen (z.B. Demos, Petitionen, Spenden).

Geschlechtergerechte Sprache und Barrierefreiheit

Nach wie vor gibt es auch in sozialen Medien (zum Teil besonders von Konservativen sehr aggressiv geführte) Diskussionen, ob und wie man Sprache möglichst diskriminierungsarm gestalten könne.

Vorab muss man zunächst mal feststellen, dass auch ohne den Versuch von geschlechtergerechter Sprache „gegendert“ wird, nur eben halt männlich. Emanzipatorische Menschen sprechen daher mitunter auch von „entgendern“, wenn es um geschlechtergerechte Sprache geht.

Bei vielen beliebt ist das sogenannte Gendersternchen (wie in Lehrer*innen).

Hierbei wird verbesserte Sichtbarkeit von Frauen ebenso erzielt wie das Bedürfnis nach nicht-binären Bezeichnungen. Klingt doch erst einmal einleuchtend und gut. So einfach ist es dann aber auch wieder nicht:

Kritisiert wird dies auch von Menschen mit Autismus, für die teilweise aufgrund dessen das Lesen von Texten, in denen Gendersternchen verwendet werden, sehr mühsam ist. Sie empfinden einen solchen Text nicht als barrierefrei. Diese Einschätzung war mir bis vor kurzem so gar nicht bewusst, muss ich gestehen.

Im Diskussionen in sozialen Medien resultiert aus den nun unterschiedlichen oder sogar konträren Bedürfnissen unterschiedlicher Menschen nun mitunter das Gegeneinanderausspielen der Forderungen/Bedürfnissen von unterschiedlichen marginalisierten Gruppen. Wonach könnte nun abgewogen werden, wessen Bedürfnisse in welcher Form priorisiert werden? Oder welche Kompromissmöglichkeiten könnte es geben? (Zwischengedanke: Im Idealfall bin ich große Anhängerin von Konsensentscheidungen. Wie könnte hier ein Konsens aussehen?)

Als weiteres Argument bezüglich von fehlender Barrierefreiheit bei der Verwendung des Gendersternchens wird auch manchmal auf die Technik von Screenreadern/Vorlesefunktionen für Blinde und Sehbehinderte verwiesen. Diese Technik ist vom Hersteller/Betriebssystem etc. abhängig und insofern unterschiedlich in Bedien- und Einstellmöglichkeiten.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Apple mehr Einstellmöglichkeiten bietet, was Bedienhilfen angeht. So kann man Emojis/Sonderzeichen je nach Bedarf ignorieren oder mitlesen lassen.

Android ist diesbezüglich weniger flexibel. (Es hat durchaus Gründe, dass viele Menschen mit Behinderungen aufgrund der guten Ansätze zu Accessibility Apple-Geräte bevorzugen.)

Man könnte auf Varianten mit Doppelpunkt ausweichen (wie in Lehrer:innen). Viele Screenreader lesen hier eine kleine Pause.

Grundsätzlich sollte aber programmierbar sein, wie flexibel man Technik zum Vorlesen konfigurieren kann. (Die Chance, dass das Standard wird, steigt vermutlich auch mit Standardisierung unterschiedlicher Möglichkeiten geschlechtergerechter Sprache.)

Gegen den Doppelpunkt spricht allerdings, dass er auch eher auf binäre Ansätze verweist und nicht-binäre Menschen sich hiervon eben deshalb nicht repräsentiert sehen.

Auch der DBSV empfiehlt, wenn Kurzformen verwendet werden, das Sternchen.

Wie also kommt man nun weiter in dieser Angelegenheit mit unterschiedlichen Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen?

Als Kompromiss lassen sich vielfach neutrale Formen finden: Lehrende/Studierende etc. Leider funktioniert dies aber nicht immer und zB. nicht für alle benötigten Berufsbezeichnungen etc. Gibt es hier andere Ansätze, die nicht beim generischen Maskulinum stehenbleiben? (Ich persönlich stolpere lesend über Texte mit generischem Maskulinum, weil ich „mitgemeint“ nicht ausreichend finde und mir bei Texten, die ich selber schreibe, wichtig ist, alle Menschen gleichermaßen zu adressieren. Da sehe ich also keine Lösung, aber vielleicht habt ihr bessere Ideen?)

Grundsätzlich würde ich mir Solidarität wünschen oder zumindest kein unsolidarisches Verhalten/unsolidarische/antifeministische Äußerungen, selbst wenn man mit geschlechtergerechter Sprache Probleme beim Lesen hat.

Unterschiedliche Formen von Behinderungen/Bedürfnissen bei marginalisierten Menschen sollten eigentlich dazu führen, dass man versucht, die jeweilige Benachteiligung nicht gegeneinander auszuspielen, sondern vermehrt Verständnis füreinander lebt. Am Ende kommen wir nicht zu einer besseren Gesellschaft, wenn alle sich in ihre Kämpfe aufsplittern und auseinanderdividieren lassen. (Vielleicht eine Selbstverständlichkeit, aber Solidarität setzt für mich die grundsätzliche Bereitschaft voraus, Diskriminierung vermeiden zu wollen. Dazu gehört natürlich entsprechend das Ablehnen von Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung.)

„Mouvement mondial“?

„Unsere Antwort steht fest: Globaler Protest.“ Aufstehn. Irie Révoltés

Nun fragen mich Menschen ja immer mal, was denn nun passieren soll. Was denn eigentlich mein Ansatz sei (bezüglich Rassismus, bezüglich der Probleme in der Gesellschaft). Klingt es depressiv, wenn ich schreibe, dass ich nicht mehr so recht an so Klein-Klein-Lösungen glaube? Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht ebenfalls immer mal so ein Ohnmachtsgefühl, nichts ändern zu können…

Was sind denn die Probleme?

Nach meiner Auffassung ist eins der Grundprobleme Entsolidarisierung.

Aus 2011 gibt es die Studie des Soziologen W. Heitmeyer über „Deutsche Zustände“: Es geht um eine Langzeitstudie über „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“.

„Für die weltweit größte Studie dieser Art wurden in den zehn Jahren insgesamt 23.000 Personen nach ihrer Haltung zu schwachen Gruppen, wie etwa Migranten oder Langzeitarbeitslosen, befragt.“

Siehe Presseberichte dradio und taz.

„Wilhelm Heitmeyer sorgt allerdings das auffälligste Ergebnis: Dass nämlich gerade die mittleren bis höheren Schichten unserer Gesellschaft die Solidarität mit den unteren Klassen aufkündigen und auf Ellbogenmentalität umschalten; dass also unsere bisherige tolerante Bürgerlichkeit durch eine „rohe“ ersetzt wird:

‚Diese rohe Bürgerlichkeit lässt sich in ihrer Selbstgewissheit nicht stören: Die Würde bestimmter Menschen und die Gleichwertigkeit von Gruppen sind antastbar.'“

https://www.iz3w.org/zeitschrift/ausgaben/330_arabischer_fruehling/rez1_heitmeyer


„Der diesjährige Report warnt, dass etwa 47 Prozent der repräsentativ Befragten den AsylbewerberInnen einen legitimen Grund für ihre Einwanderung absprechen. Über 40 Prozent äußern Unmut bei der Vorstellung, Roma und Sinti könnten sich in ihrer Wohngegend aufhalten. Jüngere und Wohlhabende neigen zunehmend zur Abwertung von Langzeitarbeitslosen.“

Dieser Trend der Entsolidarisierung mit Schwächeren scheint sich auch heute nicht abgeschwächt zu haben, sondern eher zuzunehmen, wenn man aktuelle Ereignisse in Duisburg (In den Peschen) oder Berlin-Hellersdorf betrachtet.

Grundsätzlich gibt es gefühlt weiterhin in breiten Teilen der Bevölkerung eine diffuse Unzufriedenheit und Ängste, sozial abzusteigen oder finanzielle Sicherheit einzubüßen. Dies führt dann leider nicht dazu, dass sich Gruppen zusammenschließen, sondern zum Treten nach unten.

Und ich werde so richtig wütend, wenn ich dann sowas am frühen Morgen lesen muss:
[TW Innenminister Friedrich] http://www.spiegel.de/politik/ausland/friedrich-verlangt-haerte-gegen-armutseinwanderer-aus-der-eu-a-926609.html

„Zu Gast bei Freunden“ gilt halt nur, wenn man zum Wachstum beiträgt und nicht etwa aus Not hier landet. Widerlich. Vielleicht mag sich der Mob einfach mal vorstellen, dass die Menschen hierhin kommen, weil sie keinen Ausweg sehen? ICH WILL SCHREIEN.

Um was geht es denn da eigentlich? Besitzstandswahrung aus Angst vor Veränderung?
Purer Egoismus? Deutsches Geld für Deutsche Kinder?

Ok. Ganz ruhig….
Fangen wir das mal anders an:
Fahren Sie/fährst Du Bahn?
Sehen Sie/schau mal in die Augen der Menschen.

Wie viele freuen sich auf den Tag?
Wohin fahren die Menschen?

Zur Schule, die wie viel freie Entfaltung wirklich zulässt?
Zur Arbeit, die wem dient?

Und nachmittags?
Sport? (Brot und Spiele?)
Fernsehen?

Und die Menschen, die sich nun schon politisch engagieren: Was verändern wir denn eigentlich wirklich?

Die Utopie/der Traum von einer besseren Welt

„Unter Geist des Anarchismus verstehe ich jenes umfassende menschliche Gefühl, das das Wohl aller, die Freiheit und Gerechtigkeit für alle, die Solidarität und Liebe unter allen anstrebt und nicht ausschließlich die Anarchisten im eigentlichen Sinne kennzeichnet, sondern alle großherzigen, geistig offenen Menschen erfüllt.“

Errico Malatesta

Ein paar konkretere Ansätze:

Bedingungsloses Grundeinkommen (Sicherheit, dass man nicht jeden Tag für die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse kämpfen muss, besseres Ausgangsverhältnis, niemand muss sich ausbeuten/schlecht behandeln lassen)

Umverteilung (im Grunde sind genug finanzielle Mittel da, um Menschen (weltweit) zu versorgen)

Wie fühlt man sich wohl mit so richtig viel Geld, wenn man ein Herz hat und sich in der Welt umsieht? http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Wirtschaft/d/3634106/deutschlands-reiche-haben-mehr-geld-denn-je.html

Neoliberales Gedankengut anzweifeln (Solidarität lehren, lernen und stärken statt Konkurrenz, „das System“ Kapitalismus und das Ausspielen von Macht funktioniert besonders gut, wenn wir gegeneinander gehen)

Verzicht (auf Fleisch zum Beispiel, weil es für die Ernährung der Welt sinnvoller ist, nicht so viel Tierprodukte zu essen, nebenbei auch für die Tiere…)
Ja. Verzicht tut weh. Ich habe da auch kein Interesse an einer Moralkeule. Aber guckt euch um. Wem geht es besser? Wem geht es schlechter? Und was kann ich tun, um Menschen zu stärken, denen es schlechter geht als mir? Das kann finanziell sein oder durch Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Respekt und Engagement.

Wir müssen endlich über den Tellerrand unserer in großen Teilen doch sehr heilen Welt hinausgucken. (Ja. Ich weiß, meine Welt ist sicher noch einen ganzen Tick heiler. Ich verdiene viel Geld. Ich gebe davon viel weg und das ist auch schwierig, weil ich das Gönnerhafte nicht mag. Aber ich mag Freunde unterstützen. Ich wohne hübsch. Ich kann mir leisten, einen recht großen Teil meines Geldes anderweitig abzugeben. Aber das sind halt gesamt gesehen Peanuts…)

Ich frage mich zunehmend, was wirklich wichtig ist.

Brauchen wir eigentlich alles? Das Auto? Das zigste Elektronikgerät? Die zwanzigste Jeans (produziert unter miesesten Bedingungen in Bangladesch)?

Mein Ausbruch aus diesem Konsumdenken ist auch nicht immer konsequent. Auch das weiß ich. Aber glücklicher macht mich nicht viel davon. Was also macht vielleicht glücklicher?

Freunde. Und da kann ein Punkkonzert in einer ranzigen Lokation angenehmer/authentischer und erfüllender sein, als jede Schnittchen- und Sektchen-Veranstaltung.

Politisches/ehrenamtliches Engagement erfüllt mich. Mit Menschen, die ähnliche Werte vertreten. Das Gefühl, Hilfe zu bekommen und Zuspruch und Solidarität.
Plenumsdiskussionen in unterschiedlichen Projekten können auch sehr anstrengend sein, aber manchmal bewegt man halt auch gemeinsam was. Und dann fühlt es sich richtig gut an.

Ich denke, dass jede/r im Rahmen seiner Möglichkeiten die Welt ein wenig besser machen kann. (Ob das dann auch jede/r will, ist eine spannende Frage.)

Ok. Für den kommenden Absatz/Gedanken gibt es Prügel;)

Sich Fragen, ob man das System noch stützen will (oder wo man es schwächt). (Ich grübele immer noch, ob es nicht auch mal interessant wäre, wenn möglichst viele Menschen, die nicht mehr an das alles glauben, einfach nicht wählen gehen… Zumindest jedenfalls verstehe ich Nichtwähler*innen irgendwie…)

Die Grundsatzfrage ist: Welche Gesellschaft wollen wir? Wie wollen wir leben?
(Und da sehe ich tatsächlich Potential für eine Welt, die Hierarchien/Macht mehr anzweifelt.)

Und dann ende ich wieder beim Anarchismus. Oder beginnt es da erst? „Die Grundidee des Liberalismus ist es, die persönliche Unabhängigkeit zu sichern. Die Grundidee des Kommunismus ist es, das gesellschaftliche Wohl zu sichern.“

Anarchismus also als „Synthese der besten Aspekte des Liberalismus und des Kommunismus“?

Zumindest die Grundwerte des Anarchismus müssen wir immer wieder in Erinnerung rufen, diskutieren, verinnerlichen, weiterentwickeln, verbreiten, leben, finde ich:

Freiheit, Unabhängigkeit, Solidarität, Internationalismus, freiwillige Assoziation, Föderalismus, Bildung, Spontaneität, Harmonie, gegenseitige Hilfe.“

Zitate aus C. Milstein: „Der Anarchismus und seine Ideale“