Die „fließende Schullaufbahn“ und das Sitzenbleiben

Aus aktuellem Anlass mal wieder ein paar Worte über das, was diePiraten in NRW als „Fließende Schullaufbahn“ bezeichnen.

http://www.piratenpartei-nrw.de/politik/bildungspolitik/schule/

Derzeit wird endlich die Diskussion geführt, das Sitzenbleiben in der Schule abzuschaffen. Diese Diskussion ist lange überfällig. Sitzenbleiben gehört abgeschafft!

Sitzenbleiben kostet unnötig Geld, führt zu unnötiger Frustration und ist pädagogisch nicht sinnvoll. Die Grundlage ist doch, dass SchülerInnen in mehreren Fächern das Kursziel nicht erreicht haben. Es gibt also ein Interesse, dass die SchülerInnen diese Kurse wiederholen. Es spricht aber nichts dafür, dass zusätzlich auch die vielen Kurse wiederholt werden, in denen die SchülerInnen ausreichende Kompetenzen nachweisen konnten.
Es reicht also, wenn nicht das gesamte Spektrum an Kursen wiederholt wird, sondern nur die Kurse, in denen Defizite vorhanden sind.

Das von den Piraten NRW angedachte flexiblere System hat aber noch weitere Vorteile:

Wir wünschen uns ein Schulsystem, das echtes individuelles Lernen ermöglicht. (Damit wäre auch die Diskussion von G8 oder G9 vom Tisch.)

Ein flexibleres Schulsystem hat weitere Vorteile. Beispiel aus dem Berufskolleg:
Eine Schülerin kommt nach dem Hauptschulabschluss zum Berufskolleg in die Handelsschule, um dort den mittleren Schulabschluss zu erwerben. Im ersten Jahr ist sie leider nicht so motiviert und muss deshalb das Schuljahr wiederholen wegen mangelhafter Leistungen in Deutsch und Sport. In Volkswirtschaftslehre hingegen war sie gut. Nun hört sie also den Kurs Volkswirtschaftslehre ein weiteres Mal. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Handelsschule hat die Schülerin viel Spaß am Lernen und besucht daraufhin die Höhere Handelsschule mit dem Ziel der Fachhochschulreife. Wiederum muss sie den Kurs Volkswirtschaftslehre wiederum belegen. Im schlimmsten Fall nochmal, wenn sie nach erfolgreichem Abschluss in die Banklehre geht.
Schlussfolgerung: Es wäre sinnvoll, Kurse als erfolgreich teilgenommen zu zertifizieren und für die weitere Schullaufbahn und Ausbildung anzuerkennen. Dies könnte durchaus auch für außerhalb der Schule erworbene Kompetenzen ermöglicht werden.

Über den Kontrollverlust bei Krankheit

Aktuell habe ich mal wieder Probleme mit meinem Auge (ich habe ja nur noch eins, was so richtig funktioniert). Vielleicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken, was das eigentlich so mit einem macht, so eine Krankheit.

So richtig weiß niemand, was da eigentlich los ist. Die Pigmentepithelschicht entzündet sich, so dass dadurch in Folge die Netzhaut zerstört werden kann. Beim rechten Auge muss sowas in der Art passiert sein, als ich ungefähr 18 Jahre alt war. Die Mitte der Netzhaut ist komplett vernarbt, weshalb das Auge nicht mehr richtig taugt. Irgendwann vor ein paar Jahren fing es dann auf dem linken Auge auch an. Damit konnte niemand rechnen. Bei der Verbeamtung war das durchaus Thema, aber solche Krankheiten treten wohl kaum auf beiden Augen auf und so war das damals auch von allen Ärzten eingeschätzt worden. Es ist nicht richtig klar, ob es überhaupt dieselbe Erkrankung ist. Es ist auch nicht klar, was der Auslöser ist. Eventuell Kälte (tritt immer nur um Winter auf). Es könnten auch irgendwelche Mikroerreger sein, die durch eine Erkältung etc. aktiviert werden. Das könnte zum Beispiel jetzt passiert sein, weil ich mehrere Tage mit Fieber und Grippe gelegen habe. Die Chancen, die Ursachen herauszufinden, sind aber generell eher gering. (Getestet wurde Toxoplasmose, Borreliose, Sarkoidose etc.)

Als ich das erste Mal mit dem linken Auge zum Arzt gegangen bin, weil ich anfing, Flecken zu sehen (stellt euch vor, ihr habt in die Sonne gesehen), war ich noch irritiert, wenn ein Arzt sagte, dass er mal lieber noch einen Kollegen holt. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass Ärzte, die das vorher nicht gesehen haben, nichts damit anzufangen wissen. Der eine sagt: „Ach, Sie sind das.“ (auch, wenn er mich Jahre nicht gesehen hat.) Meine Achtung hatte ein Chefarzt, der ganz offen zugab, dass er bezüglich der Behandlung unsicher sei und er gerne die Meinung eines Spezialisten aus der Uni-Klinik in Essen hören wollte. In beiden Kliniken bin ich heute noch, je nach Stand der Diagnose, in Behandlung. Letztendlich war es die ganze Zeit viel Ausprobieren. Zig Diagnosemethoden. Bilder mit und ohne Farbstoff. OCT. Was immer die Augendiagnostik so bietet. Am Ende lief es in den meisten Fällen auf Cortison (also genauer: Triamcinolon) hinaus. Das kann man ins Auge spritzen (klingt schlimmer als es ist, hat aber die Nebenwirkung, dass der Augeninnendruck steigt und die Linse leidet oder direkt neben das Auge (das muss man dann auch nicht unter OP-Bedingungen machen). In beiden Fällen braucht man Geduld. Die Zeit, bis die Sehstärke wieder normal ist, hat zwischen 4 Wochen und mehreren Monaten betragen).

Was macht das eigentlich mit einem? So psychisch?

Als ich das erste Mal daran erkrankte, hatte ich zunächst Angst, es könnte ein Tumor sein. Panik. Dann lange Phasen, in denen ich durch zig Diagnosen geschleift wurde und von Klinik zu Klinik gereicht. Da war ich noch recht ruhig. Aber ich hatte zwei Schlüsselerlebnisse. Einmal musste ich in Essen im Hauptbahnhof zur Apotheke und habe Passanten danach gefragt. Ich wurde total angeraunzt, die Apotheke sei doch sofort da vorne. Als ich erwiderte, dass ich das nicht sehen könne, waren die Menschen beschämt.
Bei dieser Augenerkrankung sieht man es den Augen halt überhaupt nicht an, dass sie nicht funktionieren. Blöd ist auch, dass es für Sehbehinderte wenig Hilfe gibt, auf welches Gleis man muss etc. Immer musste ich fragen mit den bekannten Unverständnisreaktionen.

Das zweite Schlüsselerlebnis war in der Straßenbahn zur Klinik. Ich war ganz sicher, dass ich in die 106 eingestiegen war, aber anhand der Ansagen merkte ich irgendwann, dass das nicht stimmen konnte. Ich habe heulend in der Straßenbahn gesessen, weil mir da so offensichtlich bewusst wurde, wie hilflos ich auf einmal geworden war. (Der Schaffner hat mir dann sehr lieb geholfen.)

In dem Jahr war ich nach ca. sechs Wochen wieder arbeitsfähig. Dann verdrängt man es etwas. Bis zum nächsten Schub, der direkt im Jahr danach war. Wieder im Winter.
Dieses Mal wirkte das Cortison nicht so richtig. Von der Injektion ins Auge bis zur Besserung vergingen mehrere Monate, in denen ich mich irgendwann damit abgefunden hatte, dass es vielleicht nie wieder zum Auto fahren reichen würde. (Dafür braucht man 60 Prozent auf einem Auge.) Zwischendurch habe ich mal angefangen, Blindenschrift zu lernen, aber das ist so schwer, wenn man das erst im Laufe des Lebens lernt. (Ich habe unsere blinde Schülerin so bewundert, weil sie so schnell lesen konnte.)

Ich wollte aber immer weiterarbeiten. Meinen Lehrerjob habe ich geliebt. Also wollte ich auch mit Sehbehinderung weitermachen. Den Kampf hätte ich durchgefochten.

Die Erfahrungen mit SchülerInnen in der Zeit waren auch spannend. Am Anfang habe ich meist noch gearbeitet und so waren auch SchülerInnen mit der offensichtlichen Schwäche konfrontiert. Ich muss sagen, dass sie es nie ausgenutzt haben. Im Gegenteil sind viele SchülerInnen sehr sensibel damit umgegangen. Eine Schülerin nahm mir im dunkeln Flur den Schlüssel vom EDV-Raum ab, weil ich die Tür nicht schnell aufschließen konnte und hat einfach die Tür aufgeschlossen. Viele SchülerInnen haben bei Ihren Präsentationen darauf geachtet, dass ich trotzdem genug verstand,obwohl ich es nicht mehr lesen konnte. Sie waren insgesamt viel selbstständiger. Haben Klassengeschäfte selbst geregelt (was sonst nie klappte.) Vielleicht kann das Menschen mit Behinderungen Mut machen, sich auch trotzdem als LehrerIn in eine Regelschule zu trauen.

Am Ende hat sich durch den Einsatz von Cortison oder trotz (ein Oberarzt meinte, selbst da sei er nicht sicher) die Sehstärke immer wieder stabilisiert. Darauf hoffe ich jetzt auch einfach wieder.

In der Schule wäre ich jetzt schon krankgeschrieben, weil ich nicht mehr Auto fahren darf und auch zunehmend schlechter lesen kann. Im Landtag geht es vielleicht noch. Das werde ich testen. Spritzen will der Arzt erst, wenn es noch schlechter wird. Die Spritzen haben auch Nebenwirkungen (so früh will zum Beispiel niemand die Linse austauschen) und so warten wir erst einmal ab, ob es von alleine besser wird.

Sitzung Steuerungsgruppe 31.01.2013

Sitzung der Steuerungsgruppe „Landesaktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen in NRW“ am 31.1.2013

Beim letzten Mal haben wir über Gruppen gesprochen, die bisher in der Arbeit der Organisationen (mit Hilfsangeboten, mit Prävention etc.) noch zu wenig erreicht werden:

https://birgit-rydlewski.de/2012/11/15/sitzung-steuerungsgruppe-15-11/

(Spannend fand ich zum Beispiel die Gruppe der Frauen mit akademischem Hintergrund oder in höheren Positionen etc.)

Heute berichtete Frau Ministerin Steffens zunächst von Problemen, die aufgrund der finanziellen Situation des Landes und der daraus resultierenden Schuldenbremse in den nächsten Jahren kommen werden. Die Kürzungen werden im Haushalt 2013 in den „freiwilligen“ Leistungen vor allem bei den Kompetenzzentren Frau und Beruf geleistet werden müssen. (Da war zunächst ein höherer Ansatz geplant.)
Auf finanzielle Verbesserung kann also auch der gesamte Bereich nicht hoffen. (Die Versorgung in NRW sei aber im Vergleich zu anderen Bundesländern noch recht gut.)

Überprüfen könne man, ob sich die Bedarfe verschieben.
Frau Ministerin Steffens sprach in der Sitzung auch die jetzt aktuelle Debatte zu #sexismus und #aufschrei an. Dies könne eine Chance sein. Wir müssten aber weg von Einzelfällen, die man in allen Bereichen der Gesellschaft finden würde zu einer allgemeinen Diskussion über Sexismus und Machtstrukturen.
Durch die aktuelle Debatte könnten sich auch Bedarfe verändern, weil mehr Frauen/Mädchen eventuell bei Beratungsstellen und Organisationen Hilfe anfordern, weil sie sich nun trauen, über Erlebnisse zu sprechen.

Die Zahlen, was z.B. Ablehnungen in Frauenhäusern angeht, sind nicht ganz klar, weil Frauen sich anonym melden können. Dies macht die Bedarfsanalyse schwer. (Die autonomen Frauenhäuser haben aber eine Umfrage vorliegen, die Zufriedenheit abbildet mit der Versorgung. Dabei geht es auch um die Frage, wie oft Frauen abgewiesen wurden.)

Es müsste zudem analysiert werden, ob zu bestimmten Zeiten/Veranstaltungen (aktuell z.B. Karneval) die Anzahl der Taten im Bereich der sexualisierten Gewalt zunehmen. (Dies ist anzunehmen.)

Da Frau Steffens auch Ministerin für Gesundheit ist, ist ihr wichtig, dass auch der Bereich „Frauen und Gesundheit“ (und der Einfluss von Gewalt in unterschiedlichen Ausprägungen) thematisiert wird in der Steuerungsgruppe. Dies wird in der nächsten Sitzung beleuchtet. Alle Angebote (stationär, ambulant, Beratung etc.) sollen noch besser vernetzt werden.

In der Diskussion geht es um Detailfragen (also Kostenverteilung zum Beispiel für Frauenhäuser). Es gibt für Frauenhäuser eine Grundversorgung und einen Anteil nach Belegung/Aufwand. Diese Staffelung könnte Probleme für die kleinen Frauenhäuser bedeuten in der finanziellen Ausstattung. (Oft geht es um Mängelverwaltung. Dies führt zu einer Art Ohnmachtserfahrung.)

Deshalb fragen: Welchen Stellenwert haben welche Aufgaben? Austausch notwendig darüber. (Und wo wird dieser Austausch der unterschiedlichen Institutionen stattfinden?)
Weiterhin geht es um das Thema der anonymen Spurensicherung. (Da geht es durchaus auch um so „banale“ Fragen, wie und wo Beweise gelagert werden. Hierfür wäre eine zentrale Stelle sinnvoll.) Auch hier ist das Hauptproblem: Finanzierung. (In vielen Fällen geht es übrigens nicht um „anonym“, sondern um vertraulich.)

Hier ein paar Informationen zur „ASS“:
http://www.frauennrw.de/einrichtungen/Siegburg_Gleichstellungsstelle/Siegburg_ASS-Flyer_Land.pdf

Problematisch aus Sicht der Medizinerin sei übrigens, dass Ärzte oftmals Opfer von Gewalt gar nicht erkennen.

Problematisch beim Erschließen neuer Zielgruppen hat sich in den Beratungsstellen erwiesen, dass dadurch die Anzahl der zu betreuenden Frauen immer gestiegen ist. (Was auch wieder finanziert werden muss, denn die Zahl der dort arbeitenden Frauen werden eher nicht mehr.) Hilfreich wäre es, von der Projektfinanzierung wegzukommen. (Dies hat mit der Definition als „freiwillige“ Aufgabe zu tun. Leider fehlt offensichtlich eine gesetzliche/rechtliche Grundlage, ob Gewaltschutz eine Pflichtaufgabe des Staates/des Landes ist.)

Weiterhin werden diverse Zielgruppen nicht speziell versorgt (z.B. bei der Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben, Schwule, Transsexuelle etc.) Menschen in Beratungsstellen brauchen unter Umständen Fortbildungen und dies kostet wiederum Geld.

Im zweiten Teil gab es zwei Inputvorträge zur Weiterentwicklung von Angeboten.

1. Aus Sicht der autonomen Frauenhäuser in NRW

Weiterentwicklung aus Selbsthilfeprojekten, interkulturelle Öffnung (plus Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund), spezielle Angebote für Kinder (führt zum Beispiel zu der Frage, bis zu welchem Alter werden Jungen dort aufgenommen), gute Vernetzung (z.B. mit der Polizei, der Jugendhilfe), Kontakte mit Politik, Wohnangebot an veränderte Ansprüche angepasst (kleinere Wohneinheiten, Inklusion etc.), konzeptionelle Weiterentwicklung, Zielgruppen mit erhöhtem Betreuungsbedarf gerecht werden (zum Beispiel jüngere Frauen), Arbeit mit Tätern

Probleme: Noch nicht alle Frauenhäuser sind in der Lage, Frauen mit Behinderung aufzunehmen (z.B. mit Assistenz). Frauen mit Behinderungen sind in Frauenhäusern unterrepräsentiert (gemessen an statistischen Erhebung bez. Gewalterfahrungen von Frauen mit Behinderung in der Gesellschaft)

Frauenhäuser sind in NRW gut ausgelastet. Die (oben erwähnte, noch nicht veröffentlichte) Umfrage zeigt auch einen hohen Grad der Zufriedenheit mit den Angeboten/der Betreuung durch die Frauenhäuser. Dies bedeutet auch, dass eigentlich keine Möglichkeit besteht, weitere Zielgruppen anzusprechen.

Große Aufgabe von kommenden Tagungen wird das Thema Inklusion sein.

2. Als Beispiel für innovative Lösungen wurde im zweiten Kurzvortrag das Konzept der „integrierten Intervention im Ennepe-Ruhr-Kreis“ vorgestellt.

Von der Gründung des Frauenhauses, zur Einrichtung der Frauenberatungsstelle, Gründung des Netzwerkes „Gesine“ (Netzwerk Gesundheit EN), Kontakt mit weiblichen Inhaftierten, Gründung TONI (Tatorientierte nachhaltige Intervention, also Kontakt mit Tätern und entsprechende Angebote)
Gezielte Kooperation und Qualifizierung der Kooperationspartner.
Beispiel: Theaterprojekt zur Verbesserung der Erwerbstätigkeit.
Kooperation mit Ärzten/Krankenhäusern, Schulen/Schulsozialarbeit

Grenzen: Nicht alle Zielgruppen werden erreicht. Frauenhaus hochschwellig.
Mehr Differenzierung notwendig: Manche Frauen wollen Partnerschaften weiterführen, nicht alle Frauen brauchen den hohen Sicherheitsstandard
Frauen können auch Täterin sein
Steigender Bedarf männlicher Opfer. Hier gibt es zu wenig Angebote.

Sicherungskonzept muss differenziert werden
Neue Zugangswege für Beratung
Neue Ebene (tatorientiert)

Konkret: Räumliches Zusammenlegen von Beratung und Frauenhaus (damit keine „geheime“ Adresse mehr, kurze Wege zur Beratung), zusätzlich Wohnungen anmieten (z.B. für höheres Sicherheitsbedürfnis, aber eventuell auch für Frauen mit hohem Bildungsabschluss, die man sonst kaum mit Angeboten erreicht)

Ziel: Thema Gewalt aus der Anonymität holen, mitten in der Gesellschaft diskutieren z.B. beim Friseur, beim Arzt etc.

Neue Möglichkeit in dieser Hinsicht auch bei der Kooperation (z.B. in Neuss) mit Unternehmen.

Weiterarbeit im Plenum mit drei Fragestellungen:

Wie könnte eine Differenzierung im bisherigen Hilfs- und Schutzangebot unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten Rechnung tragen?

Wie könnte der heutige Input der Fraueninfrastruktur auch für andere nutzbar (in die Fläche gebracht) werden?

Wie könnten unter den heutigen Bedingungen durch eine größere Flexibilität des Angebots auch bisher vernachlässigte Zielgruppen besser erreicht werden?

Erfolgsfaktoren: hoher Grad an Vernetzung (weiteres gutes Beispiel ist die Arbeit im Raum Bielefeld (Mädchenhaus, Frauenhaus, Beratungsangebote unterschiedlicher Art), (aber auch viel Arbeit), Lücken in der Vernetzung identifizieren und füllen, ganz wichtig: emotionale Teilhabe der Beteiligten
Chance eventuell: verschiedene Träger zusammenführen (aber individuelle Ausrichtung, Spezialisierung, Bedürfnisse müssen beachtet werden)

Wie Erfolg messen? (Darf/sollte man Klientinnen befragen? Ja! (Dafür braucht man aber auch Ressourcen. Kooperation mit Universitäten möglich.))

(Der Input geht jetzt durchs Ministerium, um zu gucken, was davon wie verwendet und weiterentwickelt werden kann.)

Weiterarbeit in der nächsten Sitzung: Gesundheitsaspekt einbinden und auf das Thema Gewalt beziehen. Auch: Kooperation mit ÄrztInnen. Anonyme Spurensicherung (was nicht nur die Beweissicherung angeht, sondern auch Umgang mit Gewaltopfern etc.), psychische und physische Folgen von Gewalt

Parteipolitikmist

Entschuldigt die Wortwahl. Ich bin sauer. Und enttäuscht.

Gut. Das kommt nicht überraschend. Aber es war unnötig.

Mal von vorne:

Die Piratenfraktion in NRW hatte zu dem in den Medien diskutierten Fall der in Köln an zwei katholischen Krankenhäusern abgewiesenen Vergewaltigungsopfer einen Eilantrag gestellt:

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-1953.pdf

Den Fraktionen der Grünen und der SPD soll dieser Antrag „nicht weit genug“ gegangen sein und zu „technisch“ formuliert sein, wie „Der Westen“ berichtet:

http://www.derwesten.de/politik/piraten-machen-affaere-um-vergewaltigungsopfer-zum-thema-im-landtag-id7509045.html

Hier also der Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und der Grünen:

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-1966.pdf

Zunächst mal fällt auf, dass der Antrag weniger weit geht in der Frage der Aufklärung. Wir wollten auch die Frage klären, ob es in anderen Kliniken zu ähnlichen Versäumnissen gekommen ist, während der Entschließungsantrag der Grünen und der SPD im ersten Punkt nur die beiden Krankenhäuser nennt, die in den Medien erwähnt wurden.

Neu aufgegriffen wurde die Frage, ob die „Pille danach“ zur Erstversorgung von Vergewaltigungsopfern gehört. (Den Punkt hatten wir tatsächlich nicht und insofern finde ich den Antrag an der Stelle auch gut.)

Ich hätte mir also gut vorstellen können, einfach einen gemeinsamen Antrag zu stellen. (Das ist natürlich ganz offensichtlich naiv.)

Es gab dann zusätzlich noch einen recht wenig aussagekräftigen Entschließungsantrag der Fraktion der CDU (bei dem wir uns enthalten haben):

http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-1967.pdf

Und nun kam der Teil mit den parteipolitischen Spielchen (von denen ja behauptet wurde, sie wären da gar nicht vorhanden.)

Wir wollten die Einzelpunkte unseres Eilantrages und des Antrages der Fraktion der SPD und der Grünen entsprechend auch einzeln abstimmen lassen, um den Mitgliedern der Fraktionen die Möglichkeit zu geben, auch (zumindest teilweise) unserem Antrag zustimmen zu können. Ein wenig Unruhe. Ein wenig Gerenne. Am Ende wurde (obwohl wir inhaltlich dasselbe wollen!) von der Fraktion der SPD und der Grünen gegen(!) unseren Eilantrag gestimmt. Die Fraktion der FDP hat sich immerhin enthalten.

Wir haben für den Antrag der Fraktion der SPD und der Grünen gestimmt. (Uns geht es nämlich um die Sache.) Bei den anderen Fraktionen zweifele ich daran nach dieser Aktion.

Das Ganze hat aber letztendlich für mich etwas Gutes:

Jetzt bin ich wieder sehr sicher, warum es Piraten braucht. Eine Order von „oben“ darüber, wie wir abzustimmen haben, würden wir schlicht nicht mitmachen. (Schon gar nicht, wenn der Inhalt zustimmungswürdig ist, aber abgelehnt werden „muss“ (weil er von der „falschen“ Partei kommt.)) Wir dürfen sogar innerhalb der Fraktion unterschiedlich abstimmen. (Ja. Auch bei uns kann das Ärger geben (siehe Nichtraucherschutzgesetz….))  Bei allen Streitigkeiten, bei allem Ärger, den es auch schon mal bei Piraten gibt: Heute bin ich mal wieder sehr froh, bei den Piraten zu sein.

Partei der Widersprüche?

Gegensätze ziehen sich eben nicht immer an. Schon gar nicht bei einer Partei….

Die Piratenpartei ist nach meiner Wahrnehmung eine Partei voller Widersprüche.

Beispiele:

Forderungen nach sowas wie einem „Imperativen Mandat“ vs. Freiheit des Individuums und „Denk selbst“
(In gleicher Ecke: Das Bashen anderer Parteien wegen „Parteisoldaten“)

Der Vorstand soll keine Aussagen zu Themen machen (Basisdemokratie – steht allerdings m.E. nirgendwo im Programm/der Satzung) vs. Ablehnung der ständigen Mitgliederversammlung smv

Das Spannungsfeld (neo)liberal vs. Ausrichtung nach „links“

Unser Menschenbild ist in der Gesellschaft (und sogar in der Partei?) zu unklar – Für mich wäre an der Stelle zum Beispiel wichtig zu klären: In welcher Gesellschaft wollen wir in 20 Jahren leben? Welche Folgen hat das für Arbeit/Einkommen/Rente? Wie sollen unsere Kinder lernen? Was brauchen unsere Kinder für die Zukunft? Wie verändert ein BGE eine Gesellschaft? Wie soll Arbeit aussehen? Welche Veränderungen bringt Technik mit und wie können wir die Innovationen für die Gesellschaft nutzen? Wie gehen wir mit der Angst vor Veränderung um? Wie sieht unsere Vision von Gesellschaft aus? (Und wie wollen wir dahin kommen?)

Die Open Mind in Kassel hat zumindest für mich in den letzten Jahren ein paar Ansätze zum Menschenbild gebracht. Ich bin nur nicht sicher, ob sich diese genügend im Programm wiederfinden.

Besitzstandswahrer vs. Innovatoren

Anpassen vs. radikal sein/bleiben wollen

An Wählerstimmen ausrichten vs. Überzeugungen leben (Ok. Wenn wir das ernsthaft diskutieren, bin ich hier vermutlich falsch….irgendwo muss es eben auch um Haltung/Rückgrat gehen.)

(In NRW war es über eine lange Zeit der Streit Crews vs. KVs)

Blöde dabei ist, dass in fast allen Bereichen ein ganz gruseliges Schwarz-Weiß-Denken vorherrscht. Grau gibt es da quasi nicht. Bist Du nicht Freund, bist Du gleich Feind. Für alle Zeiten…. (Und dann geht der Streit auch schnell sehr unschön und verletzend unter die Gürtellinie…)

Wie viel Einigkeit besteht überhaupt darin, wo wir hinwollen? (Vielleicht sind die Widersprüche auch einfach zu groß….)

Stellen wir mal positiv fest: Die Piraten sind eine sehr heterogene Gruppe mit ganz unterschiedlichen Menschen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten. Vielleicht ist es ein wenig so, wie bei einer (sehr großen) Schulklasse. Alle wollen respektiert werden und nun müssten wir es noch schaffen, dass alle ihre persönlichen Stärken auch irgendwie und irgendwo sinnvoll einbringen können. Ich fürchte, ein Aufruf zu mehr Geschlossenheit alleine wird da kaum helfen….

Zitat aus der Satzung: „Sie vereinigt Piraten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, des Standes, der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Bekenntnisses, die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen. Totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art lehnt die Piratenpartei Deutschland entschieden ab.“

Das müssen wir dann auch mal so leben und zwar sowohl den ersten Teil (beinhaltet für mich auch entsprechenden Umgang miteinander) und auch den zweiten Teil (entsprechende Äußerungen klar ablehnen und auch wirklich und glaubwürdig mit Konsequenzen versehen).

Wir können nur ein Menschenbild verkörpern und auf eine zukünftige Gesellschaft hinarbeiten, die wir auch selber als Vorbild zu tragen bereit sind.

Neben dem Problem, wie wir uns auf gemeinsame Linien einigen sollen (das Diskutieren auf Mailinglisten hilft ganz offensichtlich nicht so richtig, Parteitagsbeschlüsse alleine helfen auch nicht), bleibt dann noch die Frage, wie wir unsere Ideen sinnvoll weitertragen.

Vielleicht kann mich Gunter Duecks neues Buch (Das Neue und seine Feinde) weiterbringen in meinen Überlegungen, wie Innovation in die Welt (und eventuell in die Parteienlandschaft) kommen kann….

Strike! Dance! Rise!

One Billion rising

Vday – 14.2. weltweit

Überall in der Welt werden Frauen täglich Opfer von Gewalt. Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, sich zu dagegen zu positionieren und zu engagieren.

Eine Möglichkeit ist der weltweite Aktionstag „VDay“ (initiiert von Eve Ensler).

Bis zum 14.2. ist es nicht mehr so lange hin. Es gibt nun unterschiedliche Möglichkeiten, zu partizipieren. Zum Beispiel kann man sich einem der bereits geplanten Events anschließen. Infos finden sich an diversen Stellen im Netz:

Facebook One Billion rising in Germany
https://t.co/JZhIxzg9

Homepage VDay
http://www.vday.org/home

Osnabrück sammelt Events:
http://t.co/fom43r5d

Denkbar wäre natürlich auch ein selber geplantes Event. Ich bin da recht naiv herangegangen und habe die Mitglieder der Steuerungsgruppe des Landesaktionsplans gegen Gewalt an Frauen und Mädchen angeschrieben. Davon sind aber einige noch im Urlaub und generell schätze ich, dass die Abläufe in Ministerien, Organisationen und Parteien etwas zu langatmig sind, um so kurzfristig noch etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Parteitechnisch habe ich zudem die Befürchtung, dass irgendwie und irgendwo immer Wahlkampf ist und deshalb eine gemeinsame Aktion nicht genug Befürworter finden könnte. Ich habe trotzdem via Twitter die Fraktionen von NRW kontaktiert. Bisher gab es nur eine Reaktion der SPD-Fraktion, dass die Infos und die Idee zumindest weitergeleitet würde.

Ergänzung: Die oben genannte Steuerungsgruppe wird am 31.1. bei der nächsten Sitzung besprechen, ob wir eine gemeinsame Aktion angehen wollen. Finde ich super!

Auch im Pad für Ideen von Piratinnen steht noch nicht viel:
http://t.co/4enktlwP

Das frustriert mich. Sehr!

Dabei wäre es doch ein Traum, gemeinsam mit ganz vielen Frauen in Düsseldorf zum Beispiel etwas Großes aufzuziehen. Mit Infoständen von unterschiedlichen Organisationen zu dem Thema. Frauenberatungsstellen, Hilfsorganisationen etc.

Es gibt ein Lied zum Event. Der Tanz dazu ist leicht erlernbar. Dazu gibt es sogar ein Video: Break the chain: http://t.co/3OTIooHU

Es wäre schon sehr großartig, mit ganz vielen Menschen zu tanzen, zu informieren, zu diskutieren. Stellt euch das mal in Düsseldorf in der Nähe der Altstadt vor. Auf dem Burgplatz zum Beispiel. Alle gemeinsam. Weil es uns ein gemeinsames Anliegen ist, gegen Gewalt gegen Frauen aufzustehen!

Rückblick 29c3

Vorab mal: Ich fand den Congress grundsätzlich gut. Der Ort ist toll, es ist viel Platz, die Orga diesbezüglich hat super funktioniert nach meiner Einschätzung. Der Umzug nach Hamburg ist also absolut gelungen.

Ich besuche seit einigen Jahren Veranstaltungen vom CCC. Die Sigint mehrfach. Den Congress ebenfalls. Ich bin keine Hackerin. Ich kann Computer einigermaßen sinnvoll einsetzen. Programmieren habe ich mal in sehr rudimentären Ansätzen begonnen und leider nicht fortgeführt. (Von den erzwungenen Versuchen mit Turbo Pascal in der Schule damals mal abgesehen.) Ansonsten beschäftige ich mich aber gerne mit den Auswirkungen von Technik auf Gesellschaft und bin im allgemeinen sehr gerne auf derlei Veranstaltungen. Die ersten Talks damals fand ich inspirierend, weil sie mir ermöglichten, gesellschaftliche Probleme aus einer anderen Sichtweise als sonst zu betrachten.

Es gab in all den Jahren immer mal Talks mit verletzenden Sprüchen, die man sicher als Sexismus überschreiben darf. Es gab auch am Rande immer wieder mal Diskussionen über Bilder von nackten Frauen. Ich hatte allerdings über Jahre den Eindruck, dass in der Community Problembewusstsein fehlte. Frauen sollten sich „halt nicht so anstellen“. Sowas tut durchaus weh, aber ich war damals überhaupt nicht in feministischen Kreisen unterwegs und habe, so traurig das ist, das Verhalten mancher Männer als normal abgetan. Als etwas, dem ich aus dem Weg gehe oder gegen das ich sowieso nicht ankomme.
Weiterhin würde ich mich unter den Bedingungen nicht trauen, einen Talk einzureichen. Ich bin nicht kleinlich. Ich habe SchülerInnen ab 15 Jahren aufwärts unterrichtet. Ich kann auch Sprüche ab. Der Hass, der einem aber im Internet entgegenschlägt, wenn man z.B. Sexismus thematisiert oder irgendwo Schwäche zeigt oder einen Missstand ansprechen möchte, der war mir neu.
Ich habe also viele Kongresse und Veranstaltungen relativ unauffällig verbracht…

Dieses Jahr hatten dann ein paar Menschen aus meinem Umfeld die Idee, die Creeper Move Cards (ursprünglich von einer amerikanischen Veranstaltung) auf dem Congress einzubringen. Das war nach meinem Kenntnisstand mit der Orga abgesprochen.

Vor einigen Wochen wollten wir das eigentlich dazu gehörige Awarenessteam bilden. Nach zunächst positiver Rückmeldung via Twitter wurden wir allerdings zurückgepfiffen, weil es bereits ein Awarenessteam gäbe. Ich war bei mehreren Veranstaltungen Teil eines solchen Teams und weiß, wie viel Arbeit das sein kann. Insofern muss ich mich da nicht unbedingt einbringen. Ich hatte aber nach mehreren Gesprächen hier leider auch den Eindruck, dass ein Einbringen nicht gewünscht war.

Bei der Open Mind, bei der ich sowohl im Orgateam, also auch im Awarenessteam war, hatten wir die Creeper Move Cards ebenfalls im Einsatz. Allerdings wurde dort direkt vor der Keynote und vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung von uns darauf hingewiesen, wie wichtig uns eine entsprechend angenehme Atmosphäre ist und dass wir sexistische, rassistische etc. Übergriffe auf keinen Fall tolerieren werden. Wir haben in dem Zusammenhang auch die Karten erklärt, die wir auf jeden Sitzplatz verteilt hatten.
(Das habe ich auch alles beim Policy-Treffen erläutert.)

Den Einsatz der Karten finde ich grundsätzlich durchaus sinnvoll, wenn jemand, der sich belästigt, verletzt etc. fühlt, nicht mehr reden will, sondern eine Grenze setzen. Es gibt dann kein Recht auf Kommunikation. Ein „Nein-Ich will das nicht“ muss auch in Form einer nonverbalen Äußerung reichen. Ein Awarenessteam kann dann eventuell demjenigen, der eine Karte erhalten hat, weitere Kommunikation bieten. Diejenige oder derjenige, der eine Karte verteilt hat, muss das nicht. Eine Person, die sich belästigt fühlt, muss sich zunächst einmal nicht erklären. Und das ist bei den Karten gut.
(Die Koordination von Kartenteam und Awarenessteam war nun auf dem Congress nicht möglich. Aus unterschiedlichen Gründen. Was dann ein Scheitern der Karten fast unausweichlich gemacht hat.)

Die Anti-Harassement-Policy vom Congress ist eine gute Sache:

http://events.ccc.de/congress/2012/wiki/29C3_Anti-Harassment_Policy

Man muss eine solche Policy aber auch leben und da bin ich noch unsicher. Kann man das vorher austeilen? Bei der Auftaktveranstaltung ausdrücklich darauf hinweisen? Ankreuzen lassen bei der Kartenbestellung? An manchen Stellen empfinde ich das Konzept noch nicht als glaubwürdig genug.

Nehmen wir mal an, die Creeper Move Cards seien nicht relevant/wichtig/notwendig: Warum dann die Aufregung?
Wenn sie nicht relevant sind, warum muss man dann derart dagegen wettern? Warum fühlen sich Menschen dadurch provoziert?

Die Existenz der Karten haben eine Diskussion angeregt. Das ist doch toll. Oder nicht?

Gestört hat mich vor allem, wie die Diskussion geführt wurde. Da wurde nach meinem Empfinden an mehreren Stellen massiv Stimmung gegen FeministInnen gemacht.
In der Diskussion waren im Netz zum Beispiel viele sehr abwertende Begriffe. Feminazis etc. Das tut weh. Merkt ihr das nicht?

Ich verstehe auch nicht, was das mit Piraten zu tun haben soll. (Da haben einige Twitterer einen Zusammenhang hergestellt, der sich mir so gar nicht erschließt.)

Mich gestört hat ein zum Teil recht aggressives Verhalten. In Wortwahl. In Handlung. Vielleicht habe ich derart früher ™ als „normal“ in dieser Community gesehen, habe aber mittlerweile (tatsächlich in feministischen Kreisen) festgestellt, dass das nicht normal sein muss und dass es anders geht. Respektvoller.

Worum geht es also? Angst, dass FeministInnen die Community kaputt machen? (Früher ™ hat sich halt niemand über die Bilder von nackten Frauen ohne Kopf aufgeregt?)

Und was für mich auch unklar ist: Es darf doch Projekte geben von „außerhalb“. (Da finde ich die Formulierung aber schon unschön. Wer definiert denn bitte mit solcher Arroganz, wer drin und wer draußen ist?) Aber: Nur Projekte, die auch der Orga gefallen? Oder wie jetzt?

Mich persönlich etwas ausgelaugt haben letztendlich aber eher die gefühlt vielen privaten Konflikte um mich herum. Ich freue mich, wenn es allen (hoffentlich) wieder gut geht danach, fühle für mich selber aber, dass mich das viel Energie gekostet hat.

Noch eins zum Assembly: Es kam die Kritik, dass das Flauscheria-Assembly „verbarrikadiert“ wirkte. Die Aussage kann ich nachvollziehen. Es war wohl der Versuch, einen Rückzugsraum zu schaffen für Menschen, die dies benötigen. Wie kann man sowas besser in eine Veranstaltung integrieren? Oder sind solche Räume generell nicht erwünscht?

Nichtraucherschutzgesetz

André hat sich darüber ausgelassen, wie eigentlich Programm, Fraktion und eigene Meinung zusammenpassen oder auch nicht.

Den gesamten Text findet ihr hier:

http://t.co/ED3UO2mX

Konkret geht es darum, dass ich erwäge beim Nichtraucherschutzgesetz entgegen dem beschlossenen Positionspapier (http://t.co/0ayAaHOB) für das Gesetz zu stimmen.
Warum ich dafür bin, habe ich schon anderweitig begründet. Ich halte Nichtraucherschutz in dem Fall tatsächlich für wichtig. Ich stimme an anderen Stellen mit unseren Ideen zur Drogenpolitik überein. Ich sehe das individuelle Recht, Drogen zu verwenden. Das bedeutet aber nicht, dass jemand auch das Recht hat, andere/Dritte zu schädigen.

Nun muss so ein Nichtraucher halt nicht in eine Kneipe gehen. Es geht mir aber bei den Piraten um Teilhabe und ich sehe den derzeitigen Nichtraucherschutz aufgrund der diversen Ausnahmen als gescheitert an. Nichtraucher werden also von Veranstaltungen ausgeschlossen. Das finde ich nicht sinnvoll.

Weiterhin geht es um den Schutz der Arbeitnehmer. Ein Kneipenbesitzer kann für sich erscheinen, ob er sich dem aussetzen möchte. Eine Angestellte mitunter nicht, weil sie auf den Job und das Geld angewiesen ist.

Weiterhin sehe ich in dem Fall nicht einmal, dass es ein grober Verstoß gegen die Positionen der Piraten ist.

Wir haben uns klar gegen Fraktionszwang und imperatives Mandat ausgesprochen. Ich habe mich bisher immer an den beschlossenen Positionen orientiert. In dem konkreten Fall widerspreche ich aber dem Positionspapier.
Weiterhin ist die Sinnhaftigkeit des Positionspapiers anzuzweifeln. Ich bin nicht ganz sicher, meine mich aber zu erinnern, dass das Ding gegen Ende des Parteitages mit sehr wenig Beteiligung beschlossen wurde. In dieser Frage dürft ihr mich gerne korrigieren, aber ich meine, ich hätte da schon abgebaut.
Außerdem sehe ich einen Widerspruch zum Grundsatzprogramm der Bundespartei, welches sich ausdrücklich dafür ausspricht beim Konsum von Drogen Dritte/Nichtkonsumenten zu schützen.
(http://www.piratenpartei.de/politik/selbstbestimmtes-leben/drogen-und-suchtpolitik/index.html ) Ich teile nicht Andrés Auffassung, dass das allen bewusst war bei der Abstimmung. Und ich teile weiterhin nicht die Auffassung, dass das Positionspapier höherwertig ist. Eher das Gegenteil ist der Fall: Siehe auch: notwendige Mehrheiten.

André hat mir bis zu Rücktritt mehrere Sachen vorgeschlagen, wenn ich nicht bereit
wäre, die Positionen der Partei zu vertreten, zum Beispiel könnte ich ja den Saal bei der Abstimmung verlassen. Oder mich enthalten. Damit ich nicht gegen die abgestimmte Position der Basis handele.

Verdrücken als gangbarer Weg? Ich weiß nicht….
Als ihr mich gewählt habt, muss euch klar gewesen sein, dass ich als Marionette nicht so tauge….

Ich bin gut, wenn ich Inhalte mit Leidenschaft vertrete. Das ist bei fast allen Pirateninhalten der Fall. Es wird Ausnahmen davon geben. Deal with it.

Ich zitiere mal ein paar der DMs:

„Dann hast du schlicht vergessen wofür Du angetreten bist. Schade. Ich habe Dir mehr zugetraut als Dein eigenes Ego“

„Wie sollten wir Politik machen, wenn eh egal ist was wir beschliessen und nur zählt was Du willst… ? Wie soll das funktionieren ?“

„Du erhebst Dich über alle anderen Piraten. Das ist genau das was wir nie wollten.“

„Und: Du darfst es anders sehen.Und entsprechend dafür streiten.Aber Du bist angetreten um die Interessen der Piratenpartei NRW zu vertreten.“

„Solltest Du Deiner Verantwortung nicht gerecht werden können, könntest Du a) fernbleiben, Dich b) enthalten“

„Wenn Du das wofür Du gewählt wurdest gar nicht vertreten kannst, solltest Du zurücktreten. Dann bist Du die Falsche für die Aufgabe.“