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Frauenkampftagskonkurrenzk(r)ampf?

Bei mir breitet sich ein zunehmendes Unwohlsein aus, was ich nicht so richtig zu packen bekomme.

Ein wenig bei Twitter gelesen. Neben dem üblichen antiemanzipatorischem Mist, der ja immer irgendwie auch da ist, nehme ich so viel Konkurrenz war. Zig Folgeempfehlungen (sicherlich alle berechtigt), aber auch so ein Kampf um Aufmerksamkeit, um Mitspielen im Kampf um gesehen und gehört werden. Ist das auch nur Mitspielen im Kapitalismus? Chefin werden statt der Chefs? Aber sonst bleibt alles beim Alten? Talkshows, Bücher, veröffentlichte Texte, Vorträge, Konferenzen und so weiter…

Wahrgenommen werden ist wichtig, um Forderungen durchsetzen zu können.

Aber woher dann meine komischen Gefühle? Neid? Ich fühle mich auch manchmal zu alt für den ganzen Scheiß. Und dann bin ich auch noch behindert. Manchmal will ich nicht mehr kämpfen. Und wenn doch dann eher für eine Welt ohne Chef*innen, ohne Konkurrenz, ohne Kapitalismus, ohne Herrschaft.

Wohlstand, Kapitalismus, Menschenbild?

Ein paar noch nicht vollständig sortierte Stichpunkte zum Weiterfragen, Weiterdiskutieren etc.

Konkurrenz. Karriere. Menschen als Ressource scheint mir in Argumentationen sehr stark in Norwegen. (Deshalb Frauenquote, Förderprogramme, Familienpolitik etc. 
Argumentation auch bei Geflüchteten, Facharbeiter*innen benötigt, deshalb finanzielle Unterstützung mit Bedingungen, z.B. Sprachkurse. Kaum Argumentation über Humanität. Gefühlt recht wenig Verständnis für Armut, Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit)

Alles für die Wirtschaft. Wirtschaftswachstum. Aus wirtschaftlichen Gründen. 

Was ich recherchieren muss: Gibt es Kritik daran in Norwegen? Gibt es Studien, wie das Menschenbild, das Bild von Gesellschaft sich ändert mit mehr oder weniger Wohlstand in unterschiedlichen Ländern? 

Beliebt in unserer Wohlstandsgesellschaft: Treten nach unten. Die Konkurrenzgesellschaft abfeiern. Die Sarrazins und Ronja von Rönnes. Der medienwirksam Ekel vor „Gutmenschen“, Lob den Ellenbogen als wahre Emanzipation. Das Verletzen von Menschen als mutig verkaufen. Ich weiß gar nicht. Aus Überzeugung? Weil sowas medial gut läuft in Zeiten von AfD und Pegida? 

Sind das Kulturunterschiede? 

Beispiel Reise Syrien/Irak: Kriegsgebiet, viele Termine, trotzdem Wohlfühlen sehr wichtig (überall gab es viel Essen, immer Tee/Kaffee, immer Fragen, ob es uns gut geht, ob wir duschen wollen etc.) Solidarität ist dort wichtig. Versorgung aller wichtig. Sozialismus als Vorstellung sehr präsent. Beispiel: Es sollen keine einzelnen Menschen von Öl profitieren, sondern Gemeinschaft. 

Reise Norwegen: Hintergrund natürlich anderer, aber der Wohlfühlfaktor ist gering. Effektivität wichtig. Beispiel: 1. Tag. Alle nachts losgefahren. Kein Essen bis zum spätem Nachmittag.  

Ausnahme: letzter offizieller Termin. Unternehmerinnen: Tischdeko, Bewirtung, Freundlichkeit, Gastfreundschaft 

Ich merke für mich, was mir gut tut. Was mir nicht mehr gut tut. Ich weiß nicht, ob mir dies überhaupt aufgefallen wäre, wenn ich nicht in der linken Szene gelandet wäre. Wenn ich nach meinem Wirtschaftsstudium in irgendein großes Unternehmen gegangen wäre. Ich habe das Glück, ein Gefühl dafür entwickeln zu dürfen, was an Alternativen möglich wäre. Es tut mir immer ein wenig weh, wenn ich sehe, wie wenig Horizont viele Menschen haben. Wie sie ihr Hamsterrad lieben. Ich verzweifele lieber ab und an an der Gesellschaft.