Notizen zu meinem Gespräch mit Vertreterinnen des Kurdischen Frauenbüros für Frieden e.V. am 27.10.2014
Ich fand das Gespräch aufwühlend und beeindruckend und leider habe ich diese Woche gar nicht so viel Zeit, um es ausführlich zu beschreiben. Aber ein paar Bemerkungen trotzdem (durchaus jetzt mal auf sehr einfachem Niveau, weil ich nicht weiß, inwieweit meine Leser*innen sich damit überhaupt schon beschäftigt haben).
Aufgrund der Situation besonders der Frauen ist internationale Solidarität wichtig. Frauen werden als Kriegsbeute von Anhängern des IS benutzt, verkauft, missbraucht, vernichtet. Es ist für mich absolut nachvollziehbar, dass Frauen sich eher selber töten, um IS-Terroristen nicht in die Hände zu fallen. „Lieber einen Tod sterben, als jeden Tag.“
Das Kurdische Frauenbüro für Frieden versucht mit mehreren Ansätzen, zu helfen. Sie wenden sich an unterschiedliche Gruppen zur Vernetzung.
Traumatisierte Frauen, die aus Gefangenschaft fliehen konnten, benötigen psychologische Betreuung. Leider können nur sehr wenige Frauen überhaupt fliehen. Irgendwann wird es möglicherweise auch mal darum gehen, die Täter als Kriegsverbrecher anklagen zu können. Aber zunächst mal muss den betroffenen Frauen geholfen werden. Es geht aber auch um Dokumentation und Recherche. Delegationen müssen vor Ort sein, um dies leisten zu können. (Für Interessierte wäre es auch möglich, sich vor Ort ein Bild zu machen und mitzureisen mit einer Delegation.) Spenden braucht es natürlich auch. Immer. Für jede politische Arbeit.
Gerade für die kurdischen Frauen geht es um viel. Sie haben sich Gleichstellung erkämpft. Eine 50-Prozent-Quote sei dort selbstverständlich. Posten werden immer mit Doppelspitze besetzt, wenn ich das richtig verstanden habe. Veranstaltungen haben den Anspruch, entsprechend besetzt zu werden, sonst finden sie nicht statt. Es ist aber darüberhinaus so, dass es auch generell eine sehr interessante Gesellschaft ist und vor den kriegerischen Auseinandersetzungen war, weil Selbstverwaltung und Autonomie sehr selbstverständlich gelebt werden und wurden.
Es ist ein Traum, den viele von uns haben, weil emanzipatorische und eventuell auch freiheitlich-sozialistische Werte gelebt werden können. Es ist praktisch das Gegenteil von dem, was Anhänger des IS wollen.
Ich bin noch unsicher, wie ich helfen kann. Ob ich mich traue, in die Region zu reisen. Aber mindestens können wir darauf aufmerksam machen. Uns damit beschäftigen. Darüber diskutieren. Spenden. Uns bilden und Bildung betreiben. Auf die Straße gehen. Immer und immer wieder und internationale Solidarität einfordern. Wobei es nach meinem Verständnis nicht um unmittelbare Einmischung geht, aber darum, ihnen zu helfen, die Kämpfe führen zu können, die sie dort in Kobanê und an anderen Orten leider führen müssen.
URGENT CALL FOR ACTION: Global Rally against ISIS – for Kobanê – for Humanity! 01.11.2014 – [Düsseldorf (Konrad-Adenauer-Platz, 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr)]