Die Räumung des Sozialen Zentrums Avanti kam mir etwas dazwischen. Eigentlich wollte ich nämlich heute dort auf dem Hof sitzen und einen Text schreiben über Arbeit.
Was definieren wir eigentlich als Arbeit?
Klar. Da gibt es die Lohnarbeit. Das machen viele, um halt die Kosten, die sie haben, bezahlen zu können. Wie viele Menschen sind glücklich, bei dem, was sie da tun? Und wie verändert es das Arbeitsergebnis, wenn Menschen glücklich sind, bei dem, was sie tun?
Ich habe ein paar Tage beobachten können, wie Menschen in einem recht kaputten Gebäude, dieser besetzten Kirche in Dortmund, unglaublich Großartiges auf die Beine gestellt haben. Das war Arbeit. Jeden Tag. Ich nehme aber an, niemand hat das als Arbeit empfunden. Es war anstrengend. Jeden Tag. Aber trotzdem haben viele bis in die Nacht hinein mit wenig Schlaf etwas geschaffen, was in der Erinnerung bleiben wird.
Ein Beispiel vielleicht: Gestern war Hoffest. Da es kein fließendes Wasser gibt, wurde für die Toiletten Regenwasser gesammelt in großen Tonnen auf dem Hof und dann konnte man mit Eimern die Toilette spülen. Da gestern sehr viele Menschen vor Ort waren, war irgendwann das Wasser in den Eimern beim Klo leer. Da ich das zufällig sah, habe ich geholfen, die Eimer aufzufüllen. Irgendwann guckt eine junge Frau um die Ecke und sagt: „Ach. Das wollte ich doch gerade machen.“ Und mit bedauerndem Tonfall: „Schade.“
Ich musste lachen. Das ist keine so sonderlich tolle Arbeit. Aber ganz offensichtlich haben dort so viele Menschen freiwillig, selbstorganisiert Arbeiten und vor allem Verantwortung übernommen.
Und dies hat alle Bereiche des täglichen Lebens betroffen. Es war immer Essen da. (Vegan. Und immer unglaublich lecker.) Es wurde ständig geputzt. Und überall wurden nötige Renovierungsarbeiten und Verschönerungen durchgeführt. Es hatten sich innerhalb eines Tages Arbeitsgemeinschaften gebildet für Themen, wie Programmgestaltung, Kontakte mit Anwohner*innen, für Kontakte mit Presse, für Infrastruktur etc. Und Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund haben Dinge vorbeigebracht. Da sind auch Kleinigkeiten hilfreich. Kerzen. Oder ein paar aufmunterte Worte.
Diese Erfahrung kann niemand wegnehmen. Die Polizei kann das Gebäude räumen. Dieses Gefühl aber wird bleiben von Gemeinschaft und Miteinander und Solidarität.
Das Avanti hat mir gezeigt, dass es möglich ist, zu träumen von einer Gesellschaft, in der wir selbstorganisiert leben und arbeiten.
Es ist kein Ende. Es ist erst der Anfang.