„Inklusion ist eine Systemfrage“

(Zitat aus der Anhörung von G. Weidemann, GEW)

Heute und morgen findet die Anhörung zum 9. Schulrechtsänderungsgesetz mit zahlreichen Expert*innen statt.

Alle Infos (Gesetzestext, Stellungnahmen etc.) hier:
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_I/I.1/Ausschuesse/A15_-_Ausschuss_fuer_Schule_und_Weiterbildung/Anhoerungen.jsp

Im Grunde ist das doch alles halbherzig. Ja. Ich weiß. Man kann so ein Schulsystem nicht mal eben komplett umkrempeln. Aber wir müssen das. Jetzt. Nicht in 20 Jahren.

Wir versuchen, Kinder und Jugendliche in ein System zu pressen. Und da geht es jetzt gar nicht mal um Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf, sondern um jedes Kind und jede Jugendliche/jeden Jugendlichen mit seinen ganz individuellen Bedürfnissen.

Eigentlich geht es um Selbstverständlichkeiten. Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen sind Teil der Gesellschaft. Darauf muss sich auch das Schulsystem einstellen (nicht umgekehrt!)

Unser Regelschulsystem ist aber im Grunde ein System aus der Zeit der Industrialisierung. Sortierung nach Alter (als gäbe es keine anderen Kriterien).

Als größte Innovationsbremse nehme ich oftmals das Gymnasium und seine Vertreter (tatsächlich hier auch meist Männer) wahr und zwar mit der typischen „das haben wir immer so gemacht“ – Argumentation…

Ich verstehe durchaus, dass Eltern vor allem für ihr eigenes Kind das allerbeste wollen.
Aber Bildung ist immer auch gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Und da versagen wir gerade. Und zwar auf ganz breiter Basis. (Ich gehe davon aus, dass es an der Stelle auch viele Vorurteile gibt. Bildung für alle gemeinsam ist nach meiner Auffassung vor allem auch bereichernd für alle.)

Da geht es um Chancen und um Auf- oder Abwärtsmobilität. Um Durchlässigkeit. Und um die ist es in Deutschland immer noch schlecht bestellt.

(Eine der etlichen Studien dazu: http://t.co/HbCMtT9gXR)

Und was machen wir? Wir diskutieren im Kleinen. Über Klassengröße. Und Lehrerstellen. Klar. Das ist auch wichtig. Aber eigentlich geht es um das große Ganze.

Es geht darum, dass unser Schulsystem in Gänze komplett veraltet ist. Wir müssen weg davon, dass alle Kinder/Jugendlichen zur selben Zeit denselben Inhalt mit denselben Materialien in derselben Zeit lernen.

Es gibt doch genug Schulen, die das vorbildlich zeigen.
Die Stadtteilschule in Winterhude zum Beispiel. Das Berufskolleg in Bünde. Die Laborschule in Bielefeld. Und zahlreiche weitere großartige Schulen. Aber wir setzen viel zu wenig davon auf breiter Basis um.

Stattdessen nehmen wir in Kauf, dass wir Generationen von Schüler*innen (übrigens auch Lehrer*innen) frustrieren durch ein System, was den heutigen Anforderungen in einer modernen Gesellschaft und den Menschen nicht mehr gewachsen ist und entsprechend nicht mehr angemessen.

Wir brauchen eine Schule für alle. Eine, in der Schüler*innen Inspiration für Ihr Leben angeboten wird. In der Schüler*innen und Lehrer*innen gemeinsam lernen. In der wir umgehen mit dem Kontrollverlust. Und damit, dass Lehrer*innen kein Wissensmonopol mehr haben. Eine Schule, die Schüler*innen unterschiedliche Angebote macht und Hilfestellung bietet. Die vorbereitet auf eine komplexe Welt, in der wir nicht mehr eine Arbeitsstelle für 40 Jahre ausfüllen werden. Die vorbereitet mit Persönlichkeitsbildung und nicht auf Abprüfen von Wissen beharrt. Eine Schule, die alle Menschen so annimmt, wie sie sind und nicht neoliberal darauf beschränkt ist, Leistung für ein wie auch immer geartetes Wirtschaftssystem zur Verfügung zu stellen. Ich möchte glückliche Menschen, die gerne lernen…

Dazu habe ich „damals“ schon mal diverse Artikel geschrieben….
(Und jährlich könnte ich etwas Ähnliches wiederholen…)

http://www.gedankenstuecke.de/archives/2450-Mein-Traum-von-Schule.html

(Entschuldigt bitte. Der Text ist noch in generischem Maskulinum. Ich habe da viel gelernt diesbezüglich seitdem…)

Und wie ich es auch schon mehrfach schrieb: Vermutlich werde ich 150 Jahre tot sein, bis wir da auch nur annähernd ankommen…

(Das Fass, dass Schule auch „Klassenkampf“ (ich mag den Begriff nicht so, aber mir fällt gerade kein besserer ein) ist, mache ich ein anderes Mal auf. Zum Beispiel an Hamburg und dem unerträglichen Herrn Scheuerl….)

Und dann finde ich hoffentlich auch endlich Zeit, um das Buch von Gunter Dueck zu lesen, darüber wie Innovationen in die Welt kommen…

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