Ich habe mich so darauf gefreut, nächste Woche zum Educamp zu fahren. Gut. Ilmenau ist weit weg, aber landschaftlich sicher reizvoll und das Educamp habe ich seit Jahren gerne besucht. Ich habe das sogar für eine Veranstaltung gehalten, die innovative Wege in Bildung vordenken kann.
Und nun gucke ich kurz auf die Homepage (weil ich eigentlich etwas wegen des Hotels gesucht habe) und ersticke fast am „Goldsponsor“ Bertelsmann. Nochmal gucken. Steht da immer noch:
Also offensichtlich keine Halluzination.
Dazu muss man sagen, dass wir nach Bremen via Twitter eine erbitterte Diskussion darüber geführt haben, ob eine solche innovative Veranstaltung, mit Menschen, die vielleicht mal alles besser machen wollen im Bereich Bildung, wirklich Bertelsmann drüber stehen haben sollte. In Köln haben wir dann prima ohne Bertelsmann gelebt. Das ging ganz gut. Und nun. Alles zurück. Warum? Bisher weiß ich den Betrag nicht, aber ich bin recht sicher, dass man das mit Crowdfunding hätte anders lösen können.
(Exkurs: Lustigerweise hatte just heute ein großes Marktforschungsinstitut im Büro angerufen, um meine Meinung zu diversen Unternehmen zu erfragen. Hierbei speziell zu Bertelsmann. Das passt ja…)
Aber zurück zum Educamp:
Ja. Ich habe die Diskussion im Sommer übersehen.
http://t.co/puWWB9UO
Ich wäre aber auch nicht einmal im Traum darauf gekommen, dass wir das nochmal diskutieren müssen. Wenn ich eine Veranstaltung über Ernährung mache und Verbesserung thematisieren will, lade ich doch auch nicht Nestle ein, oder?
Nun werden die üblichen Argumente kommen. „Die tun ja nichts.“ „Die beeinflussen das doch nicht.“ Ich sehe das anders. Der Einfluss kommt mit dem Namen auf der Veranstaltung. Auf Bildern. Auf der Homepage. Auf Shirts oder auf Namensschildern. Das sollte man zumindest hinterfragen, finde ich. Deshalb finde ich, dass eine solche Veranstaltung weitgehend ohne Sponsoren auskommen sollte. Wenn nicht sogar muss. Um glaubwürdig zu bleiben.
Man kann sicher unterschiedlicher Meinung sein bei Bertelsmann. „Die tun doch was für Bildung.“ „Und diese Studien…“ Und ich frage mich dann immer: Wollen die wirklich die Welt verbessern? Oder geht es um Macht und Einfluss? (Zum Beispiel in der Lehrerbildung:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/bst/hs.xsl/nachrichten_108567.htm )
Klingt doch toll. Ist es das aber auch? Das wird ja nicht mehr mal hinterfragt. Ein großes Wirtschaftsunternehmen berät Ministerien und macht Lehrerfortbildung. Über ein paar Umwege (Stiftung oder Subunternehmen), aber im Grunde ganz problemlos und völlig unangefochten.
Die Piraten in NRW haben mit Ihrem Wahlprogramm bereits einen recht deutlichen Vorstoß zur Änderung des Stiftungsrechtes beschlossen: (WP003)
http://wiki.piratenpartei.de/NRW:Landesparteitag_2012.2/Anträge
Hier auch die dazu gehörige Pressemitteilung:
http://www.piratenpartei-nrw.de/43372/2012-04-16/das-wahlprogramm-steht/
Ich bin frustriert. Was nun? Nicht hinfahren zum Educamp? (Weil ich es nicht mit mir vereinbaren kann…) Oder hinfahren und das nochmal diskutieren? (Auf die Gefahr hin, dass das sehr frustrierend, anstrengend und eventuell hoffnungslos wird…) Ich weiß es gerade nicht….