„You said „anxiety’s the theme of all our lives these days“
Can’t even have my coffee without exploiting someone
Or making another millionaire a billionaire“
„But I’m done dying on the inside
Now that everything is dying outside
The sky is letting go
Of holding on, like a crying child
Armageddon on my mind
I’ll try to smile all the time“
Spanish Love Songs – Optimism (as a radical life choice)
Aktuell habe ich den subjektiven Eindruck, dass in vielen Strukturen „nach“ der Pandemie organisatorisch wieder richtig viel geht. Viele Kundgebungen, Demos, Veranstaltungen, Mahnwachen etc. Neue Räume. Effiziente Planungen und Plenumssitzungen.
Aber irgendwas fühlt sich trotzdem immer mal „off“/falsch an. Kennt ihr das oder bin das nur ich?
Wir haben Räume für den ganzen Orgakram, aber wo bleiben wir mit unseren ganzen Gefühlen zu allem, was passiert? Wo weinen wir zusammen? Wo ist Platz, all die Emotionen zu Ereignissen überhaupt noch zu verarbeiten?
Versteht mich nicht falsch. Dass Orga oft gut läuft, ist super toll. All die Menschen, die sich einbringen irgendwo, irgendwas organisieren, einander helfen etc. Aber: Zig Kommunikationskanäle, soziale Medien, Nachrichten. Alles parallel. Überlagernd. Überfordernd. Wie und wo verarbeiten wir das? Oder machen wir das nur weg? Verdrängen. Mehr Orgakram? Mehr Arbeit? Drogen? Abends alleine Zuhause heulen? Offensichtlich bin ich darin gar nicht mehr gut. Im Verdrängen. Im Funktionieren. Darin, alles mit mir alleine auszumachen.
Vielleicht bin ich einfach zu emotional. Ich kann für ’nen überfahrenen Igel weinen. Oder einen abgesägten Baum. Ich ertrage Ungerechtigkeit nur schlecht. Menschen sterben. Kapitalismus. Klimakrise. Armut. Wohnungslosigkeit. Dagegen unfassbarer Reichtum. Manchmal komme ich schon mit der schieren Existenz all dieser Dinge nebeneinander nicht klar.
Nein. Das ist natürlich nicht so. „Wir“ sind eher zu wenig emotional angesichts von allem, was uns und um uns herum passiert. Haben gelernt (manche sehr früh in ihrem Leben) Gefühle wegzumachen, klein zu halten. Vermutlich wäre es sehr sinnvoll, all das in unser (politisches) Leben besser zu integrieren.
Vielleicht übersehe ich auch was. Vielleicht sehe ich das alles mitunter zu negativ. Vielleicht bin ich nicht in den „richtigen“ Kreisen. Oder meine einst engen Freund*innen sind mittlerweile emotional zu weit entfernt. Oder ich bin schlecht geworden damit, emotionale und auch körperliche Nähe überhaupt zuzulassen. Oberflächlich betrachtet ist es auch eine Weile einfacher gewesen, Gespräche ein wenig belanglos zu halten. Sich aufs Sachliche zu beschränken. Tiefe zu vermeiden. Sich in Orgakram „verlieren“. Aber langfristig erscheint mir das zumindest für mich nicht mehr passend. Es führt zu dem oben genannten „Off“-Gefühl.
Die Privilegierten unter uns haben dann dafür noch Therapeut*innen und/oder Therapiegruppen. (Ich auch!) Aber wünschen würde ich mir dafür oft auch Zeit und Platz in linken Strukturen. (Wüsste aber gleichzeitig nicht einmal, wie das aussehen könnte konkret. Dilemma: Oft sind mir „Befindlichkeitsrunden“ schon zu viel, allerdings vor allem wegen der von mir vermuteten Oberflächlichkeit. Gefühle überhaupt zulassen zu können, braucht Zeit und durchatmen können.)
Ich weiß nicht, was meine persönliche Schlussfolgerung ist. Vielleicht muss ich mich erst ein wenig weiter mit der Frage beschäftigen, was meine Bedürfnisse genau sind und an welchen Stellen es zumindest wahrscheinlicher ist, dass diese befriedigt werden könnten. Hilft es, mehr Zeit in der Natur zu verbringen? Neue Freundschaften zu suchen, die besser zu mir passen? Mehr Sport? Ich weiß es einfach nicht… und das macht traurig, emotional nackt und ein wenig ratlos.
Ein sehr großartiger Mensch sagte vor einiger Zeit mal zu mir: „Du brauchst Schrauben und gehst dafür zum Bäcker. Das kann niemals funktionieren.“
To be continued…